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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 85
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Leibgarde zu Wach- und Paradediensten zu besitzen. So schritt denn Hochfürstliche
Durchlaucht schon frühe zur Verwirklichung seines Lieblingswunsches und
schuf sich als Graf von Hanau ein eigenes Militär. Den Anfang bildete
am 1. Juni 1741 der Aufbau einer Kompanie „Leibgrenadiergarde
" von 4 6 Mann. Sie setzte sich teils aus altgedienten Soldaten
und teilweise aus kräftig gebauten Rekruten des Hanauerlandes zusammen3). Bereits
am hochzeitlichen Ehrentage ihres Stifters, dem 12. August 1741, durfte die
Garde vor Erbprinzessin Karoline auf dem Schloßplatz der alten Herzogstadt
Zweibrücken paradieren. Da der Erbprinz im elsässischen Hanauerland unter
französischer Oberhoheit keinen selbständigen Truppenteil halten durfte, so blieben
ihm dazu nur die drei Reichsämter, unsere beiden rechtsrheinischen Ämter
Lichtenau und Willstätt und das linksrheinische Amt Lemberg im Pfälzer Hügellande
. Wohl wegen der Nähe Buchsweilers zog er letzteres vor und wählte als
zukünftigen Standort seiner Grenadiere das Dörflein Pirmasens. Dieser Ort
auf unwirtlicher Bergeshöhe weit hinten im Westrich bot ehedem nur eine Wald-
und Sandwüste, wo kaum noch Schlehen und Hagebutten wuchsen und nur
Zigeunerhorden und Räuberbanden Zuflucht genossen. (Eine Versetzung von
Buchsweiler dahin kam den hanauischen Beamten einer Verbannung nach Sibirien
gleich!) Forstbeamte und Jäger hatten in dieser Einsamkeit ihren Aufenthalt genommen
. In einem Jagdschloß des Grafen Johann Reinhard III. von Hanau, erbaut
1720, waren bereits die nötigen Wohnräume für den Erbprinzen vorhanden;
dagegen gebrach es an militärischen Unterkünften. Und da der Bau einer Kaserne
mit der steten Vermehrung der Leibgrenadiergarde nicht Hand in Hand ging,
bestimmte Hochfürstliche Durchlaucht, daß sämtliche Hausbesitzer gemäß des
Flächeninhaltes ihrer Wohnstätte eine ein- bis achtköpfige Einquartierung, vorerst
ohne Entgelt, aufzunehmen hätten. Schwer seufzten die Bewohner unter der ihnen
aufgebürdeten Quartierlast; Befreiung gab es nicht, und mancher Bürger fand
kaum Platz für Kinder und Gesinde vor den einquartierten Grenadieren. Indem
dieser unbedeutende Ort nun eine Garnison erhielt und gar Residenz wurde, entwickelte
sich die Militärkolonie rasch zur Stadt.

Mit der Anwerbung von 46 Mann hatte Erbprinz Ludwig begonnen4). In den
nun folgenden Jahren wurden im Lemberger Amt soviel diensttaugliche Burschen
ausgehoben, daß die Grenadiergarde 1745 auf 2lA Kompanien mit 243 Mann anschwoll
. Auf Befehl des Erbprinzen begab sich dann Anfang September 1745 eine
Aushebungskommission in die rechtsrheinischen Lande, um in den Reichsämtern
Lichtenau und Willstätt eine neue Kompanie zu
bilden. Jeder Schultheiß hatte die in seinem Stab (Gericht) wohnenden Gestellungspflichtigen
zur Musterung vorzuführen. So wurde eine Hundertschaft
militärdiensttauglicher Leute erstellt5). Die Dienstzeit währte sechs Jahre, doch

3) Darunter waren laut Stammrolle über ein Dutzend aus unseren beiden Ämtern, z. B. Fähnrich
Christian Kurtz von Willstätt.

') Der Ausbildung oblagen 1 Kapitänleutnant, 1 Oberleutnant, 1 Fähnrich, 1 Feldwebel, 2 Sergeanten,
4 Korporale, dazu 1 Feldsctierer; für Marschmusik sorgte 1 Tambourmajor mit 8 Spielleuten, je
4 Trommlern und Pfeifern.

5) Die erbprinzlichen Versprechungen verführten auch einige Lichtenauer Burschen zum freiwilligen

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