Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 156
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0158
Einer der schärfsten damaligen Revolutionsmänner hatte im Volke
den Namen „Revolutions-Hans" (B40). Der Vogtsbur, der sich eine
eigene Leibgarde hielt, ernannte zu ihrem Hauptmann den Grausenlocher
-Andres, der fortan nur ,,der Hauptmann" hieß, ein Ehrenname
, den sogar seine Söhne bekamen (E80). Das „Franzosen-
Wätschele" (E85) magdeneinenoderandernFranzosengekannthaben.

Der „Hie-Verreck" (WK 72) hatte einst eine Geiß gekauft. Kurz
vor Haslach wollte das Tier nicht mehr weiter. Unter dem Ruf ,,Hie
oder verreck!" schob er die Geiß bis in seine Hütte, wo sie anderntags
wirklich „verreckte". Ihm aber blieb der Spitzname. „Katzenkrämer
" (WK 146) war der Ubername eines Krämers, auf dessen
Ladenfenster der Kanonenwirt eine prächtige Katze gemalt hatte.
„Bockhans" (WK 197) wurde der Schnellinger Blumenwirt genannt,
weil ihm der Maler Sandhas einen riesigen Bock mit einem schäumenden
Bierglas auf eine Felsenwand über den Bierkeller gemalt
hatte. Der „Graf Magga" (B 28) hatte einst statt Malaga Magga bestellt
. „Auf diese Kleinigkeit warf sich die Zeller Volksseele, und
in kurzem hieß der ehemalige Schatullen-Toni . . . der Graf Magga".
Der „latinisch Bur" (B 156) war ein ehemaliger Student, dessen Frau
die „latinisch Büre" hieß. Ein Pantoffelheld bekam den Spitznamen
„Schlappenbeck" (B250). Eine Industrielehrerin, die mit allen Mädchen
in Fühlung kam, hieß die „Bas" (B 116), d.h. Allerweltstante,
und der „Götti" (P 43) vertrat bei zahlreichen Kindern die Patenstelle
. „Zapfenschmierer" (WK 75) hieß ein Müller, weil er das verlotterte
Gangwerk seiner Mühle oft schmieren mußte. „Ronge-Murer"
war der Übername des Sebastian Heizmann, der einmal in der Fastnachtszeit
den Johannes Ronge, den Erfinder des Deutsch-Katholizismus
, spielte. Die Gegend, in der sein Häuschen stand, hieß noch
lange „in der Ronge" (A 74 f.)

Als besondere Gruppe schließen wir die Gauner- und Bettlernamen
an; in ihrer Motivwahl lassen sich im wesentlichen
dieselben Züge feststellen wie bei den Personennamen. Beispiele:
der „Freiburger Michel", „Krämer-Sepple" oder „Nußschwinger",
„Kollerle", „Soldätle", die „Kohl-Theres" und das „Messer-Maidle",
der ,,Busch-Jockele", „Straßburger Schuhmacher", „Zipfelbub" (er
hatte am Kinn eine Warze wie ein „Geißzipfel"), „Württemberger
Jakob", „Studentle", „Schweizer Jakoble", die „Mehlkäter", der
„Böhm", „alte Josef", „Galeeren-Mathis", des „Stumphosen Lenz",
der „kleine Jakoble", „Schlesinger Toni", „Bock-Sime" (MM 330 ff.);
„Schneckensepp", „kleine Wienerpfennig", „Schufti", die „schöne
Viktor", der „alte Dorfsrucker", „großlippet Jockele", „groß Hat-

156


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0158