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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 193
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0195
St. Martinus Kirchen zu Zimmern und ihrem Kirchherr auch derselben Kirchspiels
Lüten von Rechts wegen zugehört und zugehören soll, desglichen von solcher Zitt
her, daß das Gegentheil in ihrer Gedächtnus nitt seie, zugehört habe und daß weder
den Vögten, noch den Kaisern, noch den Königen, noch einem andern edlen Herrn
etwas Rechtens gebühre in solchem Wald, als allein vorgenannter Kirchen zu Zimmern
, ihrem Kirchherrn und Kirchspiel Lüten, daß auch sie die vorberührte, besagte
Geschichte von Zitt ihrer vernünftigen Beschriebenheit her also halten, gesehen
und von ihren Voreltern her also gehalten worden seiend, gehört worden. Folget
hernach Inhalt des gedachten, gelesenen Brieff von Wort zu Wort deutsch also:

In dem Namen der Hl. untheilbaren Dreiheit seie Kund allen Künftigen und
Gegenwärthigen, daß ein Edler, genannt Eppo, St. Martinus Kirch zu Zimmern
gestiftet und aus schlichtem nachgiltigem Holze gebawen und begabt hat; auch zu
bessern die Bawe und ander nothwendig Ding in Büchern und Kelchen, desgleichen
anderer Zierathen dieselb Kirch reich gemacht hat, auch geben der freie Lüt Wald,
desgleichen in der Hurst und Hecken. Und aber (über) die Kirchspiels Lüt, weite
oder nahe darumb gelegen, doch keinen Vogt noch König, noch Kaiser, noch
einigen Edlen wan (als) allein dem Pfarrer derselbigen Kirch, die genannten Kirchspiels
Lüten über solchen Wald und derselbigen Gemeinschaft setzet. Sie sollen
auch ohne große Nothdurft denselbigen Wald nitt verkaufen, wan (als) allein
zuem Gebrauch der Kirchen, auch nitt unnützlich verzehren, besonders die Weg
bawen und mit ihrer aller Rath und Einwilligung pflanzen, über alle solche Ding
begehrte die ehrsame Fraue von Vegersheim, weiland Herrn Kuntzen von Schawen-
burg, Ritters Straßburgers Bisthums verlassene Wittib im Namen ihrer Kinder,
denen das väterliche Erbrecht auf die Kirch zu Zimmern einen Kirchherrn, wann
die ledig wird, zu präsentieren und überantworthen zugehörig ist, und die gemeldten
Kirchspiel Lüten und Dörfer gemeiner wegen und Namen sammenthaft und
sonderlich von mir offenen Notario eins oder mehr so viel ihnen Noth sein würdend,
offen Instrumento zu geben."

Es folgt nun eine Beschreibung des „Freien Lüt Waldes", dessen damalige Bezeichnung
den heutigen Einwohnern fremd geworden ist und mir nur noch im nahen
Erlach als „Freier Wald" begegnete, womit das Gewann Erler Matten gemeint war.
Nach der Urkunde zog sich dieser Wald von der Zimmerner Kirche über die weite
Bodenwelle im Norden zur heutigen Allmende Rißeneck und den Erler Matten,
von da über den „Weiten Platz" oder Weideplatz(?) hinab zum Holchen und
herauf nach Süden zur Muhr und dem Stöckert an der westlichen Peripherie
des weiten Dorfes. Dieser Waldbrief war der Schlüssel zur Vergangenheit und
zur Frühzeit des Dorfes und seiner Landschaft. Er brachte erst den Aufschluß
über die Entstehung der eigenartigen Privilegien und den besonderen Charakter
der Drei-Dörfer-Gemeinde und deren gemeinschaftliche Interessen im Schutze des
„armen Heiligen zu Zimmern". Er gibt aber auch die erste Kunde von der Stiftung
der alten Kirche zu Zimmern, die nach dieser Urkunde etwa um das Jahr 1180
anzusetzen ist. Der massive romanische Turm mag noch ein lebender Zeuge aus
jener fernen Zeit sein. Im Jahr 1224 schon verleiht Kaiser Heinrich VII. nach einer
andern Urkunde Schutzbriefe für das Kloster Allerheiligen, die Kirchen zu Nußbach
und Urluffheim, das schon bestehende Spital mit Kapelle St. Jakob und St. Johann
(im alten Schulhof) mit einbegriffen. Dies über die Geschichte eines seltsamen
Dorfes mit dem seltsamen Namen, das Anno 1080 schon an der Stelle stand, wo von
alters her ein fester Waffenplatz (castrum) gelegen war.

Und nun zieht uns die rätselhafte Gestalt des Stifters fast magisch an, dieser
Herr Eppo oder Eppel vom Fürsteneck zu Oberkirch, „der so reich ist gewesen,
daß er Fürstengenoß war", und seiner Gemahlin Ute oder Utta, die „hand gehabt
ein gar lieblich Töchterlein mit Namen Steffel. .. Es hatten aber die Ehgenoß nit
mehr das wohl erwachsen Töchterlein, als welches zu Nußbachen gählingen umb-

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