Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 210
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0212
Das Hanauerland
im Spiegel des Willstätter Gefällbuches von 1704

Von Rudolf Hahn

1704, mitten im Spanischen Erbfolgekrieg, drohte auch das Hanauerland Kriegsschauplatz
zu werden. Die Truppenbewegungen und damit Plünderung und Foura-
gierung der durchziehenden Soldaten rissen nicht mehr ab.

In diesem entscheidungsreichen Jahr saß unser Gefällbuchschreiber, der Amtsschaffner
Philipp David Wegelins, mit gespitzter Gänsekielfeder vor
seinem „Ambst Willstett Rechnung" und trug vom „Ersten January Biß den letzten
Decembris anno 1704" all die kleinen Einnahmen- und Ausgabenposten fein säuberlich
auf die 160 Seiten ein. Hier in diesem Willstätter Gefällbuch finden wir, wenn
auch nur andeutungsweise, schon alle jene Punkte, die 20 Jahre später im Aufstand
der Hanauer Bauern den Trotz der Landbevölkerung gegen ihre Herren zur hellen
Empörung auflodern ließen. Vor allem waren dies die Hanfabgabe, die Gebühren
bei Todesfällen, die Abwendung der Naturallieferung, das erhöhte Hühnergeld und
die Hönnings- und Erntbeet sowie die Abgaben der sonstigen verhaßten Zehnten.

Doch lassen wir den Amtsschaffner Wegelins über die 85 verschiedenen Arten
von Steuern, Gefällen, Beethen, Akzisen, Frevelgeldern, Einungen, Rügungen,
Zöllen usw. und über die Kriegsunruhen im Amt Willstätt selbst berichten.

Kriegsunruhe und Plünderungen im Amt Willstätt

Dieweilen aber wegen Beständiger Kriegsunruhe die meisten acker im Ambt
Willstett nicht gehauen noch genoßen werden können, alß seind auch denen Gülth
Leuthen an statt obiger Korn Gülth vor dieses Jahr mehr nicht angesetzt als 6 frtl
4 Sr 2 vrs.

Der Heu Zehenden zu HohenHurst Hat diß Jahr, weilen alles Heu durch die
frantzößische armee fourragirt worden, nichts ertragen.

Ist das Gras, nachdem die Gemeind Auenheim solches gemähet Hat, Theilß durch
das Waßer verschwämmt und theils fourragirt worden.

Der Schölly, so für 10 Tagen Matten gerechnet, ist nach dem von Hochgräfl. Rent
Cammer ratificirten accord Conrad Kecken, Peter Eckert und Cons. 1702 nubus:
an, dergestallten verlehnt worden, daß sie solchen Platz ausstocken und säubern,
Hingegen 9. Jahr aber, jährlich 15 'S Zins geben sollen, fallß sie selbigen wegen
Kriegs werden nützen und genüsen können, darbey denen Entlehner erlaubt, solchen
mit dem Pflug zu bauen, und mit dieses das 3te Jahr.

Von denen 14 Stck acker in der Uchtweyd, welche Balthasar Pfotzer zu Willstett
in Lehnung hat, aber dieses Jahr wegen Kriegs nicht bauen können, Hat der Heuerlös
vor das in denen Furchen gewachsene Gras zahlt 2 8 5j!.

Die Gemeind Willstett Hat vor den Sauvegarde zu fütterung seines Pferdts in
ermanglung Habern aus der Mühl allda 9 Sr Speltz empfangen und ä 5 ß dafür
bezahlt 4 9 5 ß. Ferner Bezahlt die gemeind Willstett vor 4 Sr WelschKorn, welche
dem Sauvegarde geliefert werden müßen, ä 5ß = 2 S. Die Krautgärtlein auff dem
Wahl zu Willstett Haben dieses Jahr, weilen durch die Frantzoßen, alß sie sich

210


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0212