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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 22
(PDF, 128 MB)
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Kosten der kleineren wachsen. Die Plagioklas-Blastite sind an den rundlichen, weißen
Feldspatkörnern zu erkennen, die im schiefrigen Gesteinsgefüge regellos eingelagert
sind. Früher bezeichnete man diese im mittleren Schwarzwald weit verbreiteten
Gesteine als „Körnelgneise" oder „Kinzigitgneise".

Wurden die Gneise höheren Temperaturen ausgesetzt, so konnten alle hellen
Gemengteile mobilisiert werden, während die dunklen Minerale noch in festem Zustand
verblieben. Dieser Vorgang der bevorzugten Mobilisation der hellen Gesteinsminerale
heißt Metatexis. Dabei entstehen Metatexite, bei denen Quarz, Kalifeldspat
und Plagioklas vielfach lagenweise angeordnet sind. Derartige Gneis-Anatexite,
die man Lagenmetatexite nennt, zeigen helle Streifen zwischen dunkeln Mineralen
(Restit aus Biotit und Hornblende). Wenn die metatektische Mobilisation unter
gleichzeitiger tektonischer Durchbewegung stattfand, so erzeugte diese Rührwirkung
formenreiche Faltenbilder (Fließ-, Knäuel- und Wickelfalten).

Bei einem noch höheren Grad der Anatexis konnten auch die dunkeln Minerale
mobilisiert werden, so daß der ganze Mineralbestand einen magmatischen Zustand
durchlief. Man nennt diesen Vorgang Diatextis. Die dabei entstehenden Gesteine
(Diatexite) weisen ein regellos-körniges Gefüge auf. Im Handstück können sie wie
kleinkörnige Granite aussehen. Daß es sich dann um granitisierte Gneise handelt,
läßt sich nur noch aus dem geologischen Verband erkennen, wobei die diatektischen
Aufschmelzungsnester randlich in weniger stark anatektische Gneise übergehen. So
lassen sich also je nach der Art der ursprünglich vorhandenen Gneise und dem Grad
der späteren anatektischen Umwandlung eine Reihe von Gneistypen unterscheiden.
Paragneise lassen sich an den zusammenhängenden Biotitlagen erkennen, während
die Biotite in den Orthogneisen flaserig, unzusammenhängend angeordnet sind.

Die Paragneise verwittern rascher und bilden grusige oder lehmige Böden. Deshalb
findet man in Paragneisgebieten auch keine größeren Steinbrüche in dauerndem
Betrieb. Paragneise, die das einstige Ausgangssediment noch im Handstück erkennen
lassen würden, sind bei den vielfachen Umwandlungen nicht zu erwarten,
und nur in wenigen Fällen zeigen die Paragneise noch eine reliktische Grauwacken-
struktur. Gering anatektische, schiefrige Paragneise bilden im Renchtal, im Harmersbach
- und im unteren Laufbachtal größere Flächen. Orthogneis in typisch flaseriger
Ausbildung steht in einem kleinen Steinbruch am Südfuß des Vogelsbergs an der
Wolftalstraße SW des Zangershofs (Gemeinde Schapbach) an. Ein größeres Ortho-
gneisgebiet liegt in der Umgebung des Omerskopfes. Orthogneise, an denen noch
reliktisch das frühere granitsche Gefüge zu erkennen ist, hat Mehnert vom Einet-
wald an der Straße Bollenbach-Steinacher Kinzigbrücke beschrieben. Mischgneise in
verschiedener anatektischer Überprägung werden in Steinbrüchen an der Kinzigtalstraße
am Hechtsberg (westlich Hausach) und am Artenberg bei Steinach in großem
Umfang gewonnen und zu Bahn-, Straßenschotter und Splitt gebrochen.

Die Gneis-Anatexite bestehen überwiegend aus Plagioklas, Kalifeldspat, Quarz
und Biotit. Zu diesen Hauptgemengteilen treten Hornblende, Titanit und Granat
, die für einzelne Typen wichtig sind. In geringen Mengen sind Apatit und
Zirkon fast immer vorhanden. Weitere Spurenminerale sind Ilmenit, Rutil,
Magnetit, Hämatit, Kupferkies, Magnetkies, Pyrit und Graphit. In einzelnen Gneis-

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