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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 88
(PDF, 128 MB)
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nigro =; schwarzer Fels), Ullerst (1313 Muliers, nach Buck zu mouliere ==
sumpfige Wiese); Fannis (1492 Wannas), Pfaus (1452 zu der Pfous von lat.
fossa — Graben), Gürtenau, das noch im 14. Jahrhundert romanische und eingedeutschte
Form nebeneinander zeigt (1306 in der Gurt nach, 1330 in der Gurt-
n a i e, von mittellat. cortina); bei Steinach unten im Kinzigtal gehört wohl dazu
Sarach (1345 und später Sarey, wohl zu sar = Flußgeschiebe, ein vorgermanisches,
vor allem in den Alpen verbreitetes Wort, das zur Lage des Weilers gut paßt);
ob auch das schwer deutbare Baberast (16. Jahrhundert uf dem Baben Rast) in
Welsch-Bollenbach und Boleien, für das ältere Belege fehlen, in der Gemeinde
Ober-Harmersbach hier eingereiht werden darf, ist unsicher. An mittelalterliche
Gründungen, als Bollenbach und Steinach längst bestanden, läßt die Tatsache denken
, daß im Haupttal die deutschnamigen Orte Steinach und Bollenbach liegen,
erst in den Nebentälern, deutlich in ihrem Namen als von diesen abgezweigt, aber
mit romanischen Siedlern besetzt, Welschensteinach und Welsch-Bollenbach (gehört
heute noch zur Gemeinde Bollenbach), genau wie am Schwarzwaldrand
Waldulm von Ulm abgezweigt ist, Sasbach seine Tochtersiedlungen ins Ried (Sas-
bachried), in die Vorhügel (Obersasbach) und ins Gebirgstal (Sasbachwalden) hineingegründet
hat; auffallend bleibt auch die Tatsache, daß erst von Welschensteinach
aus weiter ins Gebirge hinauf die rein romanischen Ortsnamen erscheinen;
dazu paßt, daß um diese beiden Orte früher Bergbau, um Waldulm und Sasbachwalden
früh Weinbau blühte, wozu man erfahrene Leute aus Welschland herangeholt
haben könnte. Eine Urkunde von 926 nennt die Wasserscheide zwischen
dem obersten Schuttertal und den Kinzignebentälern, in denen die Romanenorte
liegen, confiniumAlemannorum, Grenze der Alemannen, nämlich gegen
die Romanensiedlungen des Kinzigtales; man hat daraus auf deren hohes Alter
schließen wollen; aber die Urkunde hat sich als eine Fälschung des 12. Jahrhunderts
erwiesen. Anderes spricht freilich auch dafür, daß wir es tatsächlich mit Resten
der vorgermanischen Bevölkerung zu tun haben: einmal die Aufgeschlossenheit
des Kinzigtals (Römerstraße), in der sich Spuren, wenn auch spärlicher römischer
Besiedlung bis nach Haslach verfolgen lassen; dann, daß in Mühlenbach, gerade
in der Nähe der Romanen-Orte, sich eine Weiheinschrift für die keltische Schwarzwald
-Göttin A b n o b a gefunden hat, die einzige im Gebirge selbst, während sie
rings um den Schwarwald, aber außerhalb des Gebirges, nicht gerade selten sind.
Am wichtigsten aber sind die romanischen Flurnamen, die in dieser Gegend nachgewiesen
sind; sie müssen nach ihrer sprachlichen Entwicklung schon im 8. und
9. Jahrhundert in deutschem Munde gebraucht worden sein, also ein recht hohes
Alter haben, z. B. Naut zu kelt.-rom. nauda (— feuchte Stelle), Palm zu balma
(= Felshöhle, überhangender Fels), Gumme zu cumba (Mulde); doch könnte
letzteres, weil häufig vorkommend, Lehnwort sein wie das im südlichen Schwarzwald
weit verbreitete Dobel. Wir müssen die Frage offenlassen; wenn das ganze
romanische Flurnamenmaterial gesammelt und sprachlich durchforscht ist, werden
wir vielleicht klarer sehen.

Die eingedrungenen Alemannen haben sich zunächst mit den zum Ackerbau
geeigneten Teilen der Ebene, d. h. Niederterrasse und Randzone, begnügt, nicht

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