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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 165
(PDF, 128 MB)
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für den Charakter der europäischen Politik und Geschichte bestimmend wurde.
Wir werden zu verfolgen haben, wie alle diese Dinge die kleine territoriale Welt
der Ortenau beeinflußten und umgestalteten.

///. Bauernkrieg und Reformation

Die Reichsgewalt des ausgehenden Mittelalters hat sich in zahllosen Fällen als
unfähig erwiesen, auch nur die elementarste staatliche Funktion des Schutzes der
Untertanen auszuüben. Je mehr sich der Schwerpunkt der Reichspolitik nach dem
Osten verschob, desto ausschließlicher war gerade der Südwesten gegen äußere
Angriffe und innere Wirren auf die eignen Kräfte angewiesen. Zuweilen, wenn
auch die Territorialherren versagten, geschah es wohl, daß die bäuerliche Bevölkerung
sich aus eignem Antrieb zusammenscharte und gegen den Landesfeind vorging
. Der bunte Schuh des Bauern wurde dann als Zeichen eines solchen sich selbst
helfenden Volksaufgebots „aufgeworfen". Aber dieses Sinnbild der Selbsthilfe
nahm in einem von sozialpolitischen Reformplänen erfüllten und von mannigfacher
wirtschaftlicher Not gegeißelten Zeitalter bald eine revolutionäre Bedeutung an.
örtliche Bauernunruhen unter dem Zeichen des Bundschuhes flackerten bald hier,
bald dort auf, in der Regel gegen lokale Mißstände im Steuer- und Gerichtswesen
ankämpfend. Erst gegen Ende des Jahrhunderts erweiterten sich diese Tendenzen
unter dem Einfluß leidenschaftlicher Agitatoren zu einer grundsätzlichen radikalen
Auflehnung des „armen Mannes" gegen alle Obrigkeit. In der Schlettstadter, Bruchsaler
und Freiburger Gegend kam es um die Jahrhundertwende zu solchen Bundschuh
-Erhebungen, die von den landesherrlichen Behörden ohne große Mühe unterdrückt
werden konnten. Die Ortenau blieb von diesen Ereignissen verschont. Der
Aufstand des „Armen Konrad", der im nördlichen Teil dieser Landschaft im
Jahre 1514 ausbrach, hatte, obwohl er von der allgemeinen Bauernbewegung nicht
ganz unbeeinflußt war, doch einen ausgesprochen örtlichen Charakter31).

Er nahm seinen Ausgang von der Unzufriedenheit der badischen Untertanen
in Bühl mit einigen Maßnahmen der Landesherrschaft, die, wie bei dem milden
landesväterlichen Regiment des Markgrafen Christoph nicht anders zu erwarten,
auf das Wohl des Ganzen gerichtet waren, aber teils durch ihre Neuheit, teils wohl
auch durch eine wenig wohlwollende Handhabung von Seiten der markgräflichen
Beamten den Widerstand des gemeinen Mannes hervorriefen. „Der nuwen Ordnung,
des ruggerichts, des Zolls und bachs halben und ander artikel mehr" mit diesen
Ausdrücken werden im Gerichtsprotokoll32) die Gründe der Empörung umschrieben.
Mit der neuen Ordnung ist ein Gesetz des Jahres 1511 gemeint, das besonders die

31) Vgl. über die Bundschuh-Erhebungen und den Armen Konrad: Rosenkranz, Der Bundschuh. 2 Bde.,
Heidelberg 1927, ferner im allgemeinen zum gegenwärtigen Abschnitt: Vierordt, Gesch. d. evangel. Kirche in
dem Großherzogtum Baden. 2 Bde., Karlsruhe 1847, 1856; Hartfelder, Der Bauernkrieg in der Ortenau, Zs. d.
Freiburg. Gesch. Ver. V.; Friedr. Bauer, Reformation u. Gegenreformation in der früheren nassau. bad. Herrschaft
Lahr-Mahlberg, Lahr 1914; Batzer, Neues über die Reformation in der Landvogtei Ortenau, ZGORh.
NF. 39,63 (wo auch einige ältere Aufsätze zur Ortenauer Reformationsgeschichte zitiert sind).

32) Rosenkranz, II 256.

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