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am 14. Juli von den Truppen Ferinos überrannt und der Rheinarmee dadurch der
Weg nach Württemberg geöffnet.
Da Moreau zur Deckung des Rheintales nur 2500 Mann unter dem General
Scherb zurückgelassen hatte, konnte der am Rhein zurückgebliebene österreichische
Feldmarschalleutnant Petrasch, der
fast über die dreifache Truppenzahl
verfügte, den aussichtsreichen
Plan fassen, hinter dem Rücken
der französischen Hauptarmeen,
die in Bayern und Franken festgehalten
waren, die Wiedereroberung
Kehls zu versuchen. Er drängte
in der Tat den Gegner von
Bruchsal bis Kehl zurück und langte
am 16. September in Rheinbischofsheim
an, wo sich ihm mehrere
Tausend Ortenauer und Hanauer
Bauern unter Führung des Dur-
bacherStukkateurs Feiner alsLand-
miliz anschlössen. Der Angriff
auf die Festung, in der Nacht vom
17. zum 18. sorgfältig vorbereitet,
wurde geschickt und mit bestem
Erfolg unternommen, scheiterte
aber schließlich daran, daß man
versäumt hatte, rechtzeitig die
Rheinbrücke, die einzige Rück •
zugslinie des Gegners, zu besetzen.
Dem Straßburger Generalinspekteur
Schauenburg war dadurch Gelegenheit
gegeben, mit rasch zusammengerafften
Flüchtlingen,
Nationalgardisten und Zeughausarbeitern
vom linken Rheinufer
aus einzugreifen und die schon verlorene
Festung den Österreichern
wieder zu entreißen. Die Franzosen
blieben nun im Besitz von
Kehl, so daß im Herbst, während Moreau nach seinem berühmten Rückzug durch
das Höllental dem Erzherzog Karl im Breisgau gegenüberstand, General Desaix
Gelegenheit hatte, die Befestigungswerke wiederherzustellen und wesentlich zu
verstärken. Die Belagerung, die der siegreiche Erzherzog im November in Angriff
nahm, stieß daher auf nicht geringe Schwierigkeiten und führte nach heftiger Beschießung
und blutigen Kämpfen erst am 10. Januar 1797 zum Erfolg.
DAGOBERT WURMSER
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