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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 289
(PDF, 128 MB)
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In erster Linie sind Frauen beim Zigarrenmachen tätig, auch Kinder arbeiteten
früher mit. Die Auswirkungen der Verlegung der Industrie von der Stadt hinaus
aufs Land, zu den Arbeitskräften hin, werden weiter unten bei der Besprechung
der sozialen Lage der Tabakarbeiter näher beleuchtet.

Die Zigarettenherstellung ist der jüngste Zweig der Tabakindustrie. Durch den
Fremdenverkehr des Weltbads Baden-Baden, vor allem durch die russische Kolonie,
wurde das Interesse der Rastatter Tabakhandelsfirma Rheinboldt auf die Zigarette
gelenkt. Im Jahr 1860 ging man zur eigenen Herstellung von Zigaretten über.
Nach dem Tod des Gründers übernahm im Jahr 1880 dessen Schwiegersohn August
Batschari die Firma unter seinem eigenen Namen. In den folgenden Jahren wuchs
die Firma so rasch, daß vor Ausbruch des ersten Weltkrieges schon täglich 1,5 Millionen
Zigaretten hergestellt wurden. Unter den Nachwirkungen der Kriegs- und
Nachkriegszeit sah sich dieses großindustrielle Unternehmen 1923 veranlaßt, die
bisherige G. m. b. H. in eine A.-G. umzuwandeln. Die zweite große Zigarettenfabrik
im Gebiet der Ortenau, die Badische Tabakmanufaktur Roth-Händle AG.,
ist seit 1920 in Lahr angesiedelt, wohin sie infolge der Abtretung Elsaß-Lothringens
von Straßburg verlegt wurde. Die Firma bezog Gebäude im Gelände der
ehemaligen Infanteriekaserne und entwickelte sich rasch. Heute zählt sie mit fast
1C00 Beschäftigten (darunter 80 % weiblich) zu den größten Betrieben der Stadt
Lahr.

Zum Schluß sei noch der Neben- und Hilfsbetriebe der Tabakindustrie gedacht.
Manche Tabakfabrik ging früh dazu über, die Herstellung des Verpackungsmaterials
in eigene Hände zu nehmen und in den Gesamtbetrieb mit einzubeziehen.
Neben der Herstellung von Zigarrenkisten ist die Herstellung von Papier- und
Kartonpackungen, das Bedrucken von Aufklebeschildern und dergleichen zu erwähnen
. Die Hilfsindustrie der Tabakindustrie gehört mehreren Branchen an. Die
metallverarbeitende Industrie liefert die mannigfachen Maschinen zur Herstellung
und zum Abpacken der Fertigwaren. Die Papierindustrie stellt das Verpackungsmaterial
zur Verfügung. In den Zeiten der Tabakknappheit wurde besonders
präpariertes Papier beim Wickeln der Zigarren verwendet. Von großer Wichtigkeit
für die Güte der Zigaretten ist das Zigarettenpapier, auf dessen Fertigung etwa
die Murgtäler Papierindustrie besonders spezialisiert ist.

Die soziale Lage der Tabakarbeiter

Früh hat sich in Baden die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit den sozialen Verhältnissen
der Tabakarbeiter zugewandt. Der erste badische Fabrikinspektor,
Friedrich Wörishoffer, hat 1890 mit seinem großen Bericht „Die sociale Lage der
Cigarrenarbeiter im Großherzogthum Baden" das Thema einer breiteren Öffentlichkeit
erschlossen. Freilich boten dem großen Publikum derartige Untersuchungen
nur dann Anlaß zur Beachtung und Erörterung, wenn es sich um eine Industrie von
allgemeinem Interesse handelte. Infolge der sich häufenden Maßnahmen auf dem
Gebiet der Tabakbesteuerung, wegen der Tabakmonopolfrage und wegen ihrer
Bedeutung im badischen Wirtschaftsleben war das Interesse der Öffentlichkeit ge-

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