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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 299
(PDF, 128 MB)
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fcreien decken können, so änderte sich dies bald infolge des großen Bedarfs, man
mußte zur Einfuhr von Papierholz übergehen.

Auch die Zellstoff-(Zellulose-)Fabriken sind erst in den achtziger Jahren entstanden
. Die Versuche, zur reinen Holzfaser, dem Zellstoff, zu kommen, waren
dank der Arbeit von englischen und amerikanischen Forschern in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts so vorangetrieben worden, daß sie von Alexander
Mitscherlich in Freiburg ausgebaut werden konnten. Zur Gewinnung des Zellstoffs
aus Holz, Stroh, Schilf u. ä. bedarf es der Auflösung der Begleitsubstanzen
Lignin, Harz usw. Das Holz muß entrindet und in Spezialmaschinen zerschnitzelt
werden, worauf es dem chemischen Prozeß zugeführt wird, dessen Schilderung in
Einzelheiten zu weit führen würde. 5 Festmeter Holz ergeben unter Verbrauch
von ca. 0,5 Tonnen Kohle und etwa 100 kg Chemikalien 1 Tonne Zellstoff. Es
war daher notwendig, für billigen Antransport der Rohstoffe zu sorgen. Dank
der günstigen Lage am schiffbaren Strom, der die Zufuhr der notwendigen Mengen
an Holz, Kohle und Chemikalien erleichterte, sind am Rhein in Waldhof bei
Mannheim, in Maxau bei Karlsruhe und in Kehl Zellstoff werke entstanden. Ludwig
Trick errichtete 1883 in Kehl eine Zellulosefabrik nach dem System Mitscherlich
. Der Maxauer Fabrik, einer Gründung der Ettlinger Papierindustrie, wurde
1884 die Baugenehmigung erteilt. Ebenfalls in das Jahr 1884 fällt die Gründung der
Zellstoffabrik Waldhof. In der Kehler Trickzellstoffabrik wurden 1884 750 Tonnen
Zellstoff produziert. Waren die ersten Produkte auch nur zur Herstellung
von Pappe geeignet, so verbesserte sich rasch die Qualität. Damit steigerte sich
auch die Produktion, 1893 waren es bereits 7 000 Tonnen. Trotz mancher Rückschläge
wurden die Fabrikanlagen weiter ausgebaut. Der Ausgang des ersten Weltkriegs
stellte die Firma vor große Schwierigkeiten, die Folgen der Weltwirtschaftskrise
waren auch in der Zellstoffindustrie zu spüren, insbesondere machte sich der
Preisdruck der skandinavischen Konkurrenz bemerkbar. Trotzdem blieb die Firma
Trick für den gesamten Kehler Raum von großer Bedeutung, gab sie doch über
500 „Tricklern" Arbeit und Brot. Im zweiten Weltkrieg wurden die Anlagen derart
zerstört, daß die Produktion nicht wieder aufgenommen wurde. Von Interesse
mag noch sein, daß sich die Firma auch der Sulfitsprit-Gewinnung zugewandt
hatte.

Die Ortenauer Papierfabriken haben zum Teil eigene Holzstoff- oder Zellstofferzeugung
oder sind auf Zulieferung von Halbstoffen angewiesen. In der Ortenau
werden alle nur denkbaren Papier- und Kartonsorten produziert: Schreibpapiere,
Druckpapiere, Packpapiere, Pappen; die Aufzählung der hergestellten Spezial-
papiere würde ein großes Verzeichnis füllen. Gerade diese Spezialisierung hat der
Ortenauer Papierindustrie Weltgeltung verschafft, es sei hier etwa nur auf das Zigarettenpapier
hingewiesen. Aus zwei Wurzeln ist die Ortenauer Papiermacherei
entstanden: einmal aus den alten Papiermühlen, sodann — dank der großen Waldbestände
und des reichlichen Vorkommens an Wasser — aus den Gründungen des
19. Jahrhunderts. Welche Rolle etwa das Wasser spielt, geht daraus hervor, daß
für jedes fabrizierte Kilogramm Papier ca. 1 Kubikmeter Wasser benötigt wird.

Die Papiererzeugung findet sich in den Tälern des Schwarzwaldes oder an deren

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