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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 328
(PDF, 128 MB)
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Kugelornament gefüllt. Alles Momente, die auf eine schon sehr vorgeschrittene
Stilstufe hindeuten und eine frühere Datierung als auf das erste Viertel des 13. Jahrhunderts
kaum zulassen 6).

In zwei noch großenteils im alten Aussehen erhaltenen Kirchen Mittelbadens hat
der romanische Stil Denkmäler von weit mehr als lokaler Bedeutung geschaffen.
Sie reihen sich den kunstgeschichtlich bedeutenden Schöpfungen Deutschlands aus
dem früheren Mittelalter würdig an. Während von den fünf mittelbadischen
Klöstern der Frühzeit drei durch spätere Schicksale um jede Erinnerung aus ihrer
Blütezeit gekommen sind, haben sich in Gengenbach und Schwarzach
die Kirchen wenigstens rein und unberührt von späteren Eingriffen erhalten. Sie sind
charakteristische Beispiele der Gotteshausanlagen nach dem Hirsauer Schema*3),
das mit der nach dem Vorbild Clunys überall durchgeführten Klosterreform von
dem Schwarzwaldkloster sich über einen großen Teil Deutschlands verbreitete. Die
Auswirkung des Eigenkirchentums im Investiturstreit und andere schwere Krisen
hatten in den alten Benediktinerklöstern fast durchgängig ernstliche Mißbräuche
und wirtschaftlichen Niedergang zur Folge. Diesen Mißständen suchte Cluny in
Frankreich und in Deutschland (Hirsau) zu begegnen durch festen Anschluß an
Rom, straffe Durchführung der Regel und durch reichlicheren Ausbau des kirchlich-
liturgischen Lebens, der seinen Ausdruck fand in Vermehrung der Nebenchöre für
eine größere Zahl von Altären und in Erweiterung des Chores für das liturgische
Tagesgebet. An den Kirchen des Hirsauer Schemas ist daher die Ostpartie nach
außen ungemein reich gegliedert durch eine Mehrzahl von meist in Abtreppung
nebeneinanderliegenden Nebenapsiden, gewöhnlich vier; die Hauptapsis mit den
anliegenden Nebenapsiden durch jederseits zwei offene Arkaden verbunden. Die
Westfassade ist gewöhnlich durch zwei Türme flankiert. Davor lag eine meist überdeckte
Vorhalle, die für liturgische Prozessionen in Betracht kam. Zur Trennung
der Schiffe im Innern dienen fast durchweg Säulen mit einem kräftig ausladenden
Würfelkapitell, dessen vier Seitenspiegel entweder nur einfach durch Rillen umzogen
oder in späterer Zeit auch mit schlichtem Blattwerk überdeckt werden. Das
vorderste Stützenpaar gegen das Querschiff besteht regelmäßig aus Pfeilern. Hatte
Hirsau an seiner Peter- und Pauls Kirche den in unserer Gegend schon früher nachweisbaren
(vgl. Konstanzer Münster) rechteckigen Chorschluß durchgeführt, der in
weiterem Verfolg bei vielen Kirchen dieses Schemas nachgeahmt wurde, so galt diese
Eigenart doch nicht als bindende Regel, wie Schwarzach und Gengenbach zeigen
können. In formaler Hinsicht brachte Hirsau außer dem Würfelkapitell noch
manche bemerkenswerten Neuerungen auf, deren wichtigste ein charakteristisch
durchgebildetes Sockelprofil der Außenwände war, dessen oberste abgeschrägte
Platte oder Rundstab in Verkröpfung um das Tür- oder Fenstergewände geführt
wird, weiterhin die rechteckige Umrahmung von Rundbogen durch Lisenen.

Die Bauzeit der zwei mittelbadischen Klosterkirchen nach Hirsauer Typ liegt

6) Vgl. Franz JakobSchmitt, in Zeitsdlr. f. d. Gesdi. d. Oberrheins NF. IV (1889), 315—329, wo
der Bau aber mit Unrecht noch ins frühe 11. Jahrhundert gesetzt wird.

4a) Vgl. das 1950 erschienene Werk „Hirsau und die Hirsauer Bauschule" von Wolfbernhard Hoffmann
(Verlag Schnell & Steiner, München), das die Stellung" Gengenbachs und Schwarzachs innerhalb des Hirsauer
Kunstkreises umreißt.

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