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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 374
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0377
malten Tafeln mit Tod und Himmelfahrt Maria in der Kirche zu Kippenheim.
Eigenartig stilisierte Röhrenfalten in ganz manieriertem Verlauf umsäumen glatt
behandelte Gewandflächen, ähnlich wie auf einem aus Salem stammenden Bild auf
Schloß Eberstein. Neben einzelnen fortschrittlichen Elementen, die immerhin auf
die Entstehungszeit um 1525 schließen lassen, steht eine merkwürdige Befangenheit,
natürlich darzustellen und vor allem den Menschen richtig zu charakterisieren. Von
einem übernommenen Schema kann sich der Meister nicht frei machen.

Von Werken spätmittelalterlicher Glasmalerei hat sich nur ganz wenig bei uns
gerettet. Was noch durch alle Fährnisse bis ins 19. Jahrhundert kam, ist meistens
der auf diesem Kunstgebiet sehr früh einsetzenden Sammlerleidenschaft zum Opfer
gefallen. Die noch in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts in Bühl,
Gengenbach, Oberkirch, Ottersweier, Weingarten vorhandenen alten Scheiben sind
seitdem unauffindbar geworden; manches scheint nach Schloß Eberstein gekommen
zu sein, manches andere aber ganz außer Landes, soweit es nicht einfach zugrunde
ging. Nur die Kirche in Lautenbach hat den größten Teil ihrer das ganze
Gotteshaus geschlossen füllenden farbigen Verglasung gerettet, leider durch eine
unerhört sorglose, um nicht mehr zu sagen, und pietätlose Restaurierung in den
neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in ihrer Vollständigkeit stark gelichtet
und durch Neuergänzung in ihrem Wert schwer beeinträchtigt. Immerhin ist das
viele Unberührte wertvoll genug, um einen der kostbarsten Schätze des Landes darzustellen
. Nach den Angaben des Klosterchronisten war auf einer Scheibe die
Jahreszahl 1482 zu lesen, und da die Scheiben sich in stilistischer Hinsicht wie auch
in bezug auf die technische Ausführung aufs allerstrengste berühren mit den zu
Anfang unseres Jahrhunderts durch Brand vernichteten Glasmalereien der Magda-
lenenkirche in Straßburg, die 1480 entstanden sind, wird man wohl die gleiche
Straßburger Werkstatt für beide Serien annehmen können. Dargestellt sind außer
einigen neutestamentlichen Motiven vorwiegend Einzelheilige mit Stiftern, unter
denen eine größere Anzahl Adelsgeschlechter (Ramstein, Neuenstein, von Großweier
, Schauenburg, von Sulzbach, Wegstein von Oberkirch u. a.) vertreten sind,
fast durchgängig auf Schriftbändern gekennzeichnet, soweit die Texte nicht hoffnungslos
durch die Restauration entstellt sind. Eine starke Dosis Naturalismus ist
den Darstellungen eigen; sie sind die beste Leistung der Schongauerschule in Straßburg
. Frankl hat als ihren Meister den aus der Straßburger Glasmalereischule hervorgegangenen
Hans Wild festgestellt, der auch die beiden großen Chorfenster im
Ulmer Münster geschaffen hat2*) und 26a).

Nach dem fast fieberhaften Baubetrieb am Schlüsse des Mittelalters und der überreichen
Inanspruchnahme der bildenden Künste, die im 15. Jahrhundert und im
ersten Viertel des 16. bei uns ihre kaum je wieder erreichte Blütezeit erlebten, setzt
im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts fast jäh ein Stillstand ein. Die Reformation
, die in Mittelbaden zeitweilig ausgedehnte Gebiete erfaßt hatte, wichtige

24) Frankl, Beiträge zur Geschichte der süddeutschen Glasmalerei im 15. Jahrhundert (Dissen, dei
Münchner philosoph. Fakultät 1911), S. 71.

2ßa) Heute sind die Scheiben als Werke des Peter Hemmel von Andlau erkannt. Uber ihn: Paul Frankl,
Peter Hemmel, Glasmaler von Andlau, und Hans W e n t z e 1 , Meisterwerke der Glasmalerei, 19542, S. 63 ff.

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