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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 375
(PDF, 128 MB)
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Territorien, wie das von Hohengeroldseck mit Lahr und das Hanauerland, dauernd
der neuen Lehre zuführte, und die mehrfach bis zu kommunistischen Tendenzen sich
versteigende soziale Bewegung der Bauernaufstände brachten so schwere Erschütterungen
in das gesellschaftliche Leben und so ernste Unruhe vor allem in kirchliche
Kreise, daß an erhebliche Aufwände für Kunst gar nicht gedacht werden konnte.
Die bildenden Künste wurden zudem, soweit sie für die Kirche arbeiteten, durch
die Reformation ins Mark getroffen. Maler und Bildhauer wurden jetzt nahezu
brotlos. „Mahler und Bildhauer supplicieren", wie es von Straßburg in einem
Annalenfragment Sebastian Brants heißt, „dieweil durch das wort gottes ihr Hand-
tierung abgond, sie mit empter vor
Andern versehen." 25) So mußten sie
sich, nur noch gelegentlich mit Aufträgen
für Porträtbildnisse, Dekorationsmalereien
in Häusern oder für
Epitaphien betraut, nach anderer Beschäftigung
umsehen. Aus den Kirchen
hinausgeworfen, hatte die Kunst
ihr wichtigstes Betätigungsfeld eingebüßt
; sie wurde säkularisiert. Der
Profanbau tritt jetzt viel stärker als
in den vorausgegangenen Jahrhunderten
in Erscheinung. Aber auch von
den vorhandenen Bildwerken des
„papistischen Wesens" wurden die
zeitweilig oder dauernd der Reformation
zugefallenen Kirchen gesäubert
und so die Schöpfungen mittelalterlicher
Kunst in manchen Teilen
Mittelbadens restlos vernichtet. Namentlich
im Kinzigtal führte Graf
Wilhelm von Fürstenberg in den
vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts
regelrechte Bilderstürme durch und
ließ selbst die Glocken, wie in Witti-
chen und auf dem Roßberg, nach
Straßburg wegführen, um sie zu Geschützen
umgießen zu lassen. ImHan-

auerland, in dem Graf Philipp IV. Schauenburgscheibe in der Lautenbadier Kirche

um die Mitte des Jahrhunderts

die Reformation durchführte, ist tatsächlich alles verschwunden, was an die alte
Zeit noch erinnern konnte. Von Willstätt berichtet der Straßburger Chronist Sebald
Büheler zum Jahr 1566, daß „die taflen (Tafelaltar) aus dem Chor abgerissen, der

25) Chroniques d'Alsace III: Les Chroniques Strasbourgeoises (Straßburg 1892), p. 248.

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