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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 380
(PDF, 128 MB)
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in anderer Zweckbestimmung nur die Klöster von Offenburg und Haslach,
die Kirche des ersteren (1641—1647) in schlichtestem Aufbau mit Barockaltären,
die von Haslach (1631) mit mächtigen Altaraufbauten mit reichem Rokokoschnitzwerk
und großen Holzepitaphien für die Angehörigen des fürstenbergischen
Hauses (1655, 1742) 27a).

Am ausgiebigsten und reichsten, aber auch am reinsten kam der neue Stil in den
verschiedenen Schloßbauten des 16. Jahrhunderts zu Wort. An Stelle der
Wehrburg auf den Höhen tritt jetzt das wohnlichere und geräumigere Stadtschloß.
In Mittelbaden kann nur noch das Neue Schloß zu Baden-Baden 27b) von den
Dispositionen und dem Formenreichtum der Renaissance Zeugnis ablegen, denn
seine ausgedehnte Anlage hat sich trotz des Brandes von 1689 und trotz der Erneuerungsarbeiten
der Folgezeit noch großenteils erhalten. Die Verlegung der
markgräflichen Residenz von Hohenbaden in die Stadt hat sich im Laufe des
15. Jahrhunderts vollzogen; 1479 errichtete Christoph I. auf älterer Grundlage, die
z. T. noch romanische, wenn nicht gar frühere Bestandteile aufweist, eine neue Burg,
von der sich der noch gotische, später erweiterte Torbau erhalten hat. Im Laufe
des frühen 16. Jahrhunderts kam auf der Südseite des Schloßhofes der zweigeschossige
Orangeriebau hinzu, nachdem die alte Wehrmauer gefallen war. Er
zeigt ausgesprochen Renaissancecharakter in den über die ganze Front entlang in
zwei Stockwerken ziehenden Rundbogenarkaden. Dem Bau Christophs L, also dem
Schluß des 15. Jahrhunderts, gehört auch der an das Haupttor gegen Norden anschließende
Marstall an, der noch keinerlei Spuren des neuen Stiles zeigt; erheblich
älter dürfte der auf der Nordseite des Hofes stehende, ursprünglich wohl zu Wehrzwecken
erstellte Archivturm von noch rein gotischem Charakter sein; desgleichen
auch das Souterrain des dem Archivturm in den Schloßhof hinein vorgelagerten
Kavalierbaues von 1709, der aus einer rechteckigen, der Länge nach von zwei auf
Pfeilern ruhenden Tonnen überwölbten Anlage besteht. Uber diesem älteren Keller
hat Christoph I. einen großen dreistöckigen Bau errichtet, der sich bis zum großen
Brand erhalten hat und von dessen Fassade noch mehrere spätgotische Konsolbüsten
sich gerettet haben.

Diese verhältnismäßig unregelmäßige, weil zu verschiedenen Zeiten des 15. und
beginnenden 16. Jahrhunderts entstandene und mit noch älteren Teilen rechnende
Anlage wurde im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts in einen mehr regelmäßigen
Schloßbau umgewandelt, und zwar derart, daß jetzt alle vier Seiten des Schloßhofes
von Gebäuden umschlossen wurden. Markgraf Philipp IL berief dazu
Caspar Weinhart aus Benediktbeuren (1573), der hier eines der schönsten
Denkmäler deutscher Renaissance schuf, vor allem in dem über die vom Palas der

27a) Vgl. Otto G ö I 1 e r , Zur Gesdiidite des Grafen Christoph II. von Fürstenberg (1580—1614) und
des Kapuzinerklosters in Haslach i. K., diese Zeitschrift 20, 1933, S. 151 ff.

27b) Vgl. Otto Linde, a. a. O., „Das Großherzogliche sogenannte Neue Schloß in Baden-Baden", in
dieser Zeitschrift, 21. Heft 1934, S. 95 ff., mit Plänen und Abbildungen. — Derselbe: „Das Großherzogliche
Neue Schloß Baden", a. a. O. (unter Ziffer 5b), S. 175, mit Plänen und Abbildungen. — Lactoix,
Hirschfeld, Niester, Linde: a. a. O., S. 232 ff., mit Plänen und Abbildungen. Aus Anlaß der
in jüngster Zeit erfolgten Einrichtung des „Zähringer Museums" im Neuen Schloß und auch weiterhin im Sinne
denkmalpflegerischer Erhaltung werden der Palas und die anderen wichtigen Gebäulichkeiten des Schlosses
unter fachkundiger Leitung von Dr. GrafvonKalnein hergerichtet.

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