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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 412
(PDF, 128 MB)
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1788/1789 vier Altarblätter, die sich als Übermalungen etwas älterer, viel derberer
und in Komposition etwas abweichender Bilder (gezeichnet F. J. Stöber 1777 und
Autenrieth) ausweisen.

In der eigentlichen Ortenau war ein Maler von Freiburg vielfach in Anspruch
genommen, der im oberen Baden im 3. Viertel des Jahrhunderts eine ungemein
fruchtbare Tätigkeit entfaltete und teilweise sehr respektable Leistungen aufzuweisen
hat, es ist Johann P f u n n e r 41 und 53a), der in die Breisgaustadt aus
Tirol um die Mitte des Jahrhunderts zugewandert war. In Mittelbaden malte er
1752 das Hochaltarbild in Appenweier, in Niederschopfheim 1756,
in Mahlberg 1761 49b), in Hofweier 1763/1764, in Meißenheim
176 5 49b) die Deckenfresken der Kirchen. Auch in S a s b a c h bei Achern liegt ein
Vertrag auf drei Deckenbilder vom Jahr 1775 vor. Für die Kirche in Etten-
heim schuf er 1771 das Hochaltarbild. Ein anderer Freiburger Maler, der in
gleicher Art und auch in gleichem Stilgeist wie Pfunner tätig war, vorwiegend in
Südbaden, Benedikt G a m b s 54a) (17 5 2 ) 55a), ist der Meister der Deckenbilder
in der Kirche zu Appenweier (17 5 0) 42).

Ein Nebenzweig der Malerei, die Glasmalkunst, erlosch, im Unterschied vom
Mittelalter und von der Renaissance, in der ganz anders empfindenden, nur lichtdurchflutete
Innenräume verlangenden Barockkunst vollständig. In der Renaissance
sind immerhin noch einige sehr beachtenswerte Werke entstanden, wie die zehn
Scheiben von CasparRotgießer,DanielLindtmayr und B a r t h o 1.
Link (1588 und 1617) in der Kirche zu Oppenau, den großenteils profanen
Motiven nach zu urteilen wohl für ein Profanhaus, wahrscheinlich das Rathaus,
entstanden. Auch das Rathaus von Zell a. H. bringt noch zwölf recht gute Scheiben
des 16. Jahrhunderts; eine große Kollektion solcher des 16. und 17. Jahrhunderts
befindet sich auf Schloß Stauffenbergbei Durbach; sie sind aber wohl
kaum alle aus dem Bezirk und teilweise sehr ungeschickt ergänzt.

Unser Gang durch nahezu ein Jahrtausend heimischer Kunst ist an der Schwelle
des 19. Jahrhunderts zu Ende. Noch eben so jubelfroh und unerschöpflich in Erfindung
und Ausbildung immer neuer Schönheit und Freude kündender Formen,
unersättlich im Durst nach leidenschaftlichem Pathos, wird die Kunst mit dem
Nahen der Aufruhrwellen vom Westen her stiller und verschlossener, steifer in der
Haltung und kühler im Ausdruck. Sie wendet sich noch einmal zurück zur Formen-

41) Vgl. über ihn meine Ausführungen in Zeitschr. der Gesellsch. f. Geschichtsk. v. Freiburg 38 (1925), 130.
53a) Dazu auch H. G i n t e r , Südwestdeutsche Kirchcnmalerei des Barock, 1930, S. 105 ff.

48b) Vgl. Hermann Ginter.a. a. O., S. 111 ff. Das stark vernachlässigte Gotteshaus wurde in den
Jahren 1957/58 außen und innen einer gründlichen Wiederherstellung unterzogen bei weitgehender Rückgewinnung
des historischen Raumeindrucks. Die Restauratoren waren Mezger, Uberlingen; Bauernfeind, Freiburg,
und Hummel, Heiligenberg. Leitung Reg.-Baumeister Jutzier und Staatliches Amt für Denkmalpflege, Freiburg.

49b) Durch eingehende technische Sicherungsmaßnahmen, welche Restaurator Hummel, Heiligenberg, an
der von Fäulnis und Hausbock stark befallenen Dachkonstruktion der Kirche in Meißenheim 1959 vornahm,
konnte die Decke mit ihrer wertvollen Bemalung quasi im letzten Augenblick vor dem drohenden Einsturz
bewahrt werden.

5'a) G i'n t e r , a. a. O., S. 94 ff.

55a) Dieses Datum trifft nicht zu. Gambs starb am 15. November 1751 zu Ebnet bei Freiburg i. Br.

42) Vgl. G i n t e r , Die Pfarrkirche zu Appenweier, S. 7, u. Zeitschr. d. Gesellsch. f. Geschiditsk. von
Freiburg 38, 129.

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