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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 24
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0036
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen

1622-1676

Von Julius Petersen f *)

Das Leben des lebensvollsten Dichters aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges
lag noch vor einhundertzwanzig Jahren völlig im dunkel. Die Persönlichkeit des
persönlichsten Erzählers der deutschen Barockzeit war ein Rätsel wie das seltsame
Fabelwesen auf dem Titelblatt des „Abenteuerlichen Simplicissimus", das als
degenumgürteter, beflügelter und fischschwänziger Satyr mit zwei ungleichartigen
Füßen, dem eines Bockes und dem eines Schwanes, auf dahingestreute Masken tritt
und mit dem Zeigefinger das aufgeschlagene Buch des Lebens deutet. Selbst der
Name des genialen Menschenschöpfers war unbekannt und verbarg sich unter einer
Fülle von Anagrammen. Lediglich die beiden höfischen Romane „Dietwald und
Amelinde" und „Proximus und Lympida" sind mit dem wahren Namen
H. J. Christoffel von Grimmelshausen und seinem Herkunftsort Gelnhausen gezeichnet
; die Widmungen lassen einen Zusammenhang mit den oberrheinischen
Adelsfamilien der Schauenburgs und Fleckensteins erkennen, denen gegenüber das
schalkhafte Versteckspiel anagrammatischer Mystifikationen nicht am Platze war.
Zwar wird das Geheimnis des Maskenspiels durch das dem Dietwald-Roman vor-

*) Mit Genehmigung des Propyläen-Verlags und Hermann Heimpels, des Herausgebers
des Sammelwerkes „Die großen Deutschen", bringen wir, auf unsere Veröffentlichungen
Jg. 1960, S. 438 zurückweisend, die Darstellung über Grimmelshausen aus der Feder Julius
Petersens in der Fassung der 2. Ausgabe des Werkes, Bd. 1 (1956), S. 547—565, die nach
seinem Tod (1941) in leicht geänderter Gestalt gegenüber der 1. Ausgabe (von Willy
Andreas und Wilhelm von Scholz unternommen) in Bd. 1 (1935), S. 579—605, erschienen
ist. Die „Ortenau" ist der Verlagsleitung und Prof. Hermann Heimpel zu aufrichtigem
Dank verpflichtet. In unserm Abdruck sind lediglich die Bildbeigaben beider Fassungen
von 1935 und 1956 weggelassen worden.

Die „Ortenau" hofft durch diese Abhandlung, die nun weiteren Kreisen unserer Heimat
und der Fachwelt leicht zugänglich gemacht ist, zu ernster Beschäftigung mit dem Menschen,
seinem Werk und seiner Welt erneute Anregung zu geben, aber auch wiederum aufzumuntern
, die Schriften Grimmelshausens zu lesen.

Seit dem ersten zusammenfassenden Artikel über Grimmelshausen durch Adelbert
v.Keller in der Allgemeinen Deutschen Biographie Bd. IX, 1879, S. 696—699, sind gut
achtzig Jahre dahingegangen, eine Zeitspanne, die durch Untersuchungen bedeutender
Fachgelehrter in Archiven und Bibliotheken, in einer immer stärker ausgebreiteten Quellenforschung
, zu neuen Funden und Wertungen geführt und dadurch auch endgültige Ausgaben
ermöglicht hat. Auf diesem Weg, dem ja kein Ende sein wird, bedeutet Julius Petersens
Abhandlung einen Markstein, zugleich einen Wegweiser zu neuen Zielen.

Prof. Dr. Basler

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