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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 197
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noch ein formiertes Bataillon aufgestellt sein müsse, änderten daher zu unserem
Glück ihren Plan und fingen an, im Eilmarsche von der linken Seite Neumühl zu
umgehen in der doppelten Absicht, die Kommunikationsbrücke zu Neumühl mit
Sundheim weg- und das Bataillon Landwehr mit den beiden Kanonen im Rücken
zu nehmen. Bei der hohen Begeisterung, mit welcher das Bataillon sich bisher
behauptet hatte, läßt es sich nicht mit Sicherheit behaupten, ob dieser Plan auch
ohne das von Kork so schnell herbeieilende Bataillon Großherzog vereitelt worden
wäre; aber nach dem Urteil von Sachverständigen, bloß auf Regeln der Kriegskunst
gegründet, würde das wackere Landwehrbataillon durch seine dann äußerst
nachteilige Stellung am Ende haben unterliegen müssen. In diesem kritischen
Augenblick sprengte vorerst allein mit seinem Adjutanten Obrist von Brandt herbei
. Er hätte sie nicht bedurft, die gutgemeinte Ermahnung des kleinen Landwehr-
Tambours: „Kommandieren Sie nur gut, Herr Obrist, wir wollen uns schon
wehren"; doch freute sie ihn. Mit ruhiger Besonnenheit traf er seine Anstalten,
raffte in der Schnelligkeit unter Anführung seines Adjutanten, Oberlieutenant
Nebenius, eine geschlossene Truppe von ungefähr hundert Mann zusammen und
warf sie dem Feind entgegen. Unterdessen war das zweite Bataillon Großherzog,
welches wir oben auf seinem Eilmarsch verlassen haben, bei dem Schiffweg-
Brücklein zwischen hier und Neumühl angekommen. Von hier aus entsendete
Obristlieutenant von Reischach die zweite Schützenkompagnie unter Herrn
Hauptmann von Biedenfeld und die zweite Grenadierkompagnie unter Herrn
Hauptmann Eichrodt; er selbst mit dem Rest des Bataillons zog nach Neumühl.
Längs des mit Erlen bewachsenen Grabens in die Flanke der vorgerückten, bereits
gegen den Rücken von Neumühl eingeschwenkten Feindes stürzten sich pfeilschnell
diese beiden Kompagnien. Uns Zuschauer befiel ein Grauen bei dem vergleichenden
Blick auf diese unverhältnismäßigen Streitkräfte. Als aber die Schützen hinter
dem Gebüsch hervor ein Feuer begannen, dessen Wirkung wir in dem Fallen der
Feinde erkannten, als die Grenadiere mit Ungestüm immer vorwärts drangen und
eine große Masse Feinde vor sich hertrieben und das Feuer aus Neumühl auf das
weit vorgerückte feindliche Korps ungemein lebhaft wurde, da erscholl es auf einmal
durch viel hundert Stimmen: sie siegen! diese Handvoll Leute, unsere braven
Badener siegen! Tränen des Dankes und der Freude, Tränen der Vaterlandsliebe
glänzten in manchem Auge. Die Gefahr von dieser Seite war vorüber; aber da der
Feind nach Zurückschlagung dieses Angriffes auf Neumühl mit verstärktem Nachdruck
seine Angriffe auf Auenheim und Bodersweier, wo das vierte Landwehr-
Bataillon (Dreisamkreis) unter Anführung seines mutigen Obrists Günther sich so
tapfer schlug, fortsetzt, so blieb bis auf den Abend für das ganze Korps noch ein
schönes Stück Arbeit übrig.

Hier war ich nicht Augenzeuge wie bei dem Neumühler Angriff; aber es ist
allgemein bekannte Tatsache, daß das mit einem Trupp Kosaken, welcher aber
nicht zum Gefecht kam, diese Orte verteidigende Bataillon nicht nur die Bewunderung
der Einwohner, sondern auch selbst die in der Folge laut ausgesprochene
Achtung des Feindes sich erworben hat; daß die zu diesem zweiten Kampf ein-

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