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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 262
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0274
bis zum Abmarsch angehalten. — In der Frühe nach 4 Uhr hat Mr de Sinciny
mich, den Oberschaffner, vor sich rufen lassen, wo er nach einem ziemlich langen
Gespräch endlich mit der Frau Äbtissin und mir in einem Zimmer zu sprechen und
seinen Befehl zu eröffnen begehrt. Man schlug ihm das Zimmer der gnädigen
Frau vor, welches er gleich annahm. Dort komplimentierte man sich gegenseitig
und wünschte sich ,guten Morgen'. Dann wurde der Deckel vom Hafen abgehoben
und das darin fürs Gotteshaus gekochte und zubereitete, unmöglich verdauliche
, ja härteste und bitterste Frühstück serviert. Da zog Mr de Sinciny eine
ordre vom General, Prince de Tingry, aus dem Sack hervor, nach der das Gotteshaus
samt seinen Untertanen 1000 Wagen voll Heu und 1500 Säcke Frucht ohne
langes Verweilen in das königliche Magazin nach Sasbach einliefern sollte. Im
Weigerungsfalle mußte es sich darauf gefaßt machen, daß innerhalb 24 Stunden
das Kloster und Tal durch ein Kommando von 10 000 Mann Kavallerie total
ausfouragiert werde.

Dieser in unsere Herzen gleich einem Donnerschlag einschlagende Auftrag hat uns
sämtlich ganz sprachlos gemacht, bis wir nach einer Weile uns wiederum gesammelt
und die offenbare Unmöglichkeit mit den ergebensten Ausdrücken aufgezeigt
haben. Auch kamen die Konventsfrauen insgesamt zur Türe herein und taten
einen Fußfall. Er aber befahl ihnen gleich wieder zu weichen, mit dem Bemerken,
daß diese Zeremonien alle vergebens und fruchtlos wären." Endlich, nach weiteren
dringenden Vorstellungen, zog er sich ein wenig zurück und erklärte endlich,
man müsse 500 wohlbeladene Wagen Heu und 200 Sack Frucht bis zum 25., d. h.
in 7 Tagen, nach Sasbach liefern. Zudem verlangte er für sich noch 2 Wagen Heu
und 8 Säcke Hafer. „Zu einem weiteren Absprung war er nimmer zu überreden."

Dieser Bericht läßt auf viel Aufregung und Leid des Konvents schließen,
namentlich für Euphrosina, der doch die Sorge für Haus und alles, was dazu
gehörte, oblag. Ihr Oberschaffner, in seiner Aktivität und sprudelnden Art, wird
ihre Erregung nicht gerade beschwichtigt haben. Doch war sie ihm dankbar, weil
er so pflichteifrig und treu zum Kloster und dessen Interessen stand; und sie
erwirkte ihm, in Anerkennung seiner Verdienste, 1735 den Titel eines „hochfürstlichen
Amtmanns".

Als bei der Einziehung der geforderten Frucht im Beuerner Tal mit einer Revolte
der Bauern zu rechnen war, begab sich die Frau Äbtissin auf „Zusprechung
ihrer Umgebung" für einige Tage nach Baden in das Kloster vom Hl. Grab, und
einige kranke Konventualinnen folgten ihr. Doch sorgte die Regierung, weil die
Beuerner Fuhren die große Lieferungsmenge in der bestimmten Frist unmöglich
nach Sasbach transportieren konnten, für Aushilfe durch andere Fuhren. Gleichwohl
zeigten sich die Beuerner „ganz schwierig und halb rebellisch", wie Glyckher
schreibt, und wetterten gegen das Kloster, das doch selber an der Lieferung beteiligt
war.

Und noch war des Leides, das 1734 gebracht, nicht genug. Sowohl Glyckher
als auch der markgräfliche Kammerrat Kugler als Augenzeugen (GLA Licht. 134)
schildern mit lebhafter Anteilnahme einen großen Brand, der kurz nach Weihnachten
in diesem Unglücksjahre im Kloster ausbrach. Kugler, der sich auf Bitten

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