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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 269
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ein Separatvotum ab, in dem er hervorhob, daß es für den Fall, wo Zerwürfnisse
zwischen den Bundesstaaten stattfänden, von der größten Wichtigkeit sei, daß
nicht e i n Staat in einer Bundesfestung entschieden das Übergewicht erhalte! Hierüber
schrieb der badische Minister des Auswärtigen von Meysenbug an den badischen
Gesandten in Wien: „Es ist gewiß zu bedauern, daß es dem betreffenden
Herrn Bevollmächtigten überhaupt nur möglich war, in einem offiziellen Aktenstück
der Zerwürfnisse, die unter Umständen unter den Bundesstaaten eintreten
können, irgendwie Erwähnung zu tun. Und da es sich um die Sicherheit für die
Bundesfestungen handelt, die Rücksicht auf einen möglichen inneren Krieg in
Betrachtung zu ziehen." Man sieht, die politischen Gedankengänge Bismarcks und
seiner Helfer waren den damaligen badischen Regierungsmännern noch durchaus
wesensfremd.

In seinem Separatvotum geht Reitzenstein über zur militärischen Begutachtung,
in der er die Notwendigkeit einer Verstärkung der Rastatter Besatzung zwar
ablehnt, sie aber unter der Bedingung zugibt, daß Preußen mit Österreich
zu gleichen Teilen an der Friedens- und Kriegsbesatzung
teilhabe. Die gleiche Erklärung gab Bismarck am 25. Februar 1858 in der
Bundesversammlung ab. Am 15. April stellte der Ausschuß seinen Antrag in der
Bundesversammlung dahingehend, daß über den Antrag Preußens auf Beteiligung
an der Rastatter Besatzung zunächst Österreich und Baden um ihre Ansicht zu
befragen seien. Da Preußen keinen Widerspruch erhob, wurde dies beschlossen.

Inzwischen geschah eine Vermittlungsaktion des Großherzogs von
Baden, die bezeichnenderweise in dem größeren Aufsatz von Reinhold Wagner
über die Bundesfestung Rastatt (Preußische Jahrbücher 1891, Bd. 67 f.) mit keinem
Wort erwähnt wird, was um so auffallender ist, als diese Arbeit auf den
preußischen diplomatischen Akten beruht und der Vermittlungsversuch ihm daher
nicht entgangen sein kann.

II.

Im Oktober 1857 hatte nämlich Prinz Wilhelm von Preußen, der nachmalige
Kaiser Wilhelm L, die Regentschaft in Preußen übernommen. Im Gegensatz zu
seinem erkrankten Bruder begünstigte er die schärfere Richtung. Es war naheliegend
, daß Großherzog Friedrich I. den Wünschen seines Schwiegervaters
, eben dieses Prinzen Wilhelm, entgegenkommen wollte, zumal er damals
schon dem kleindeutschen Ideal, das heißt der Führung Deutschlands durch
Preußen unter Ausschluß Österreichs, huldigte. Die Liberalen im Lande Baden, die
sogenannten Gothaer, waren zugleich die „Preußenpartei", sie besaßen den größten
Einfluß auf den Großherzog. Er ließ durch seinen Außenminister Meysenbug in
Wien den Antrag stellen, Österreich und Baden sollen die Friedensbesatzung
stellen, Preußen solle im Kriegsfalle mit einer näher zu bezeichnenden
Truppeneinheit in Rastatt erscheinen. Die Motive des Großherzogs seien die, „daß
man dem Anerbieten Preußens, in den Tagen der Gefahr miteinzustehen für die

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