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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 71
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— es war schon Nachmittag geworden — war die Zeit verstrichen, und der Wald
gehörte dem Kloster. So konnten sie wieder mit dem Gelde heimwärts ziehen,
waren aber um den Besitz des Waldes ärmer.

Einen besonderen Anreiz zum Erzählen bildeten zu allen Zeiten die verwitterten
und mit Moos überzogenen alten Feldkreuze und Bildstöcke. Diese
alten Mahnmale werden in unserer Gegend immer seltener. Zwei stehen noch an
der nach Ettenheim führenden Straße in Münchweier. Von ihnen wird erzählt
: An der Straße nach Ettenheim befindet sich in der Nähe des Bannstein-
b u c k s ein Bildstock. Hier soll einmal ein „Saubur" ums Leben gekommen
sein. Derselbe trieb eine ganze Herde Schweine auf den Markt nach Ettenheim.
Er hatte am Abend seine Herde los, dafür aber ein schön Stück Geld in der Tasche.
Am Abend lauerte ihm an der Straße ein Neidiger auf und nahm ihm Geld und
Leben. An diese Freveltat erinnert das Bildstöckli den vorbeiziehenden Wanderer
und mahnt ihn zu einem stillen Gebet.

Unweit des vorhin beschriebenen Bildstöckchens befindet sich ein zweites, das
größer und schöner ist, das aber nicht von Tod und Mord berichtet. In früheren
Zeiten wollte das Kloster die Untertanen des Gotteshausortes Münchweier zu Leibeigenen
des Klosters machen. Der Vogt von Münchweier widersetzte sich dem
Plane so sehr, daß der Abt drohte, ihn erhängen zu lassen. Der Galgen soll an der
Stelle schon errichtet worden sein, an der sich das Bildstöckchen befindet. Der
tapfere Vogt wehrte sich seines Lebens und reiste nach Straßburg, um bei dem
Bischöfe Protest einzulegen gegen das Vorhaben des Abtes. Als das nichts nützte,
soll er in Wien beim Kaiser sein und der Untertanen Recht bekommen haben. Aus
Dankbarkeit für diese mutige Tat sollen ihm seine Mitbürger den Stein gesetzt
haben an der Stelle, an der er hätte gehängt werden sollen. Der Acker heißt noch
heute der Bildstöcklisacker.

Ein Kern des alten Sagengutes, besonders der, der um die Person des heiligen
Landelins kreist, ist bis heute lebendig geblieben. Vieles andere ist mit dem Aufhören
der früheren Lichtgänge und der alten Spinnstubenromantik untergegangen,
ist aber noch bis in die letzten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts weitererzählt
worden. Laut Bericht der beiden Gewährsleute: August Ohnemus (1861 bis
1940) und Josef Kiefel (1873—1943).

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