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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 108
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bohren der Stämme, dem Einziehen der Floßwieden und dem Zusammenbinden
der einzelnen Stämme zu Gestören mithelfen. Diese Arbeit nahm Zeit und Kraft
in Anspruch. Da er von Jugend auf diese Arbeitsweise kannte, zeigte er sich recht
anstellig. Das Verbinden der Gestöre mit den sogenannten Ellenbogen zum Floß
war Sache der geübten Flößer, denn diese Arbeit mußte dem Floß den zusammenhängenden
Halt geben und mußte sich auf der Fahrt bewähren.

Das erste Floß auf der Steina war eingebunden und die Fahrt begann. Gleich
beim Anlauf zum Weiher hinaus wurde der junge Flößer von der mächtigen Woge
des Schwellwassers umgeworfen. Er hatte Glück, denn er blieb auf dem nächsten
Gestör liegen und konnte sich dort wieder fangen, bevor ihm Unheil widerfuhr.
Das war sein Einstand. Im Lohmühlenteich blieb das Floß stecken. Die Flößer
ließen es liegen und kehrten nach Sommerau zurück, um ein zweites Floß zu
richten. Sie fuhren dann mit diesem auf dem Schwellwasser hinter das erste Floß,
sprangen auf dieses über, brachten es flott und kamen bis in den Wellendinger
Weiher. So gingen die Fahrten auch späterhin stets in Abteilungen vonstatten und
es dauerte oft Tage bis die Flöße unten in Bannschachen abgeliefert werden konnten.

Die Gesellschaft kaufte oben auf dem Schwarzwald für billiges Geld eine Unmenge
Holz, das alles auf der Wutach und Steina dem Rheine zugeflößt wurde.
Das gab Arbeit über Monate hinaus. Das Holzgeschäft blühte und warf großen
Verdienst ab, denn das Stück stellte sich im Durchschnitt auf nur etwa 3 bis
5 Kreuzer *). Die Käufer aber kamen aus der Schweiz und dem Elsaß. Die
Witterung war recht günstig, man konnte auf beiden Flüssen bis kurz vor
Weihnachten 1834 flößen. Die Weihnachts- und Neujahrstage verbrachte Adolf
Christoph zu Hause in Schiltach, das Floßgeschäft ruhte. Aber schon Mitte Januar
1835 ging es wieder hinauf auf Sommerau an die Arbeit. Doch dann brach der
Winter herein und zwang alle Arbeitsgruppen wieder zur Heimkehr in das
Kinzigtal.

Trotz des billigen Holzes und des an sich wohlfeilen Transportes konnte die
Wutach-Flößerei-Gesellschaft nicht recht vorwärtskommen. Dieser war die Wolf-
acher Schifferschaft beigetreten, die damals auf recht schwachen Füßen stand. Im
Jahre 1838 brach dann das Unheil herein, das Unternehmen ging bankrott, die
Teilhaber erlitten große finanzielle Verluste. Der Vater Christian Wilhelm Trautwein
, ein alter erfahrener Flößer und Geschäftsmann, hatte diesen Niedergang
vorausgesehen. Er selbst und auch sein Obmann Bernhard Joos hatten in Bann-

*) Das Stück war in der Flößerzeit ein Stammholzmaß. Es diente zur Berechnung der von den Floßherren
und Holzhändlern gekauften Holzmengen, zur Berechnung der in einem Floß eingebundenen Hölzer und zur
Feststellung der Höhe des Floßzolles. Die Stückzahl je Stamm war nach der Holzart und der Stammstärke
verschieden. So berechnete man z. B. einen Stamm von 35 Schuh Länge (10,50 m) und 5—7 Zoll Stärke am
kleinen Ende (15—21 cm) mit 3 Stück; einen Stamm von 85 Schuh Länge (25,50 m) und 9—11 Zoll Stärke am
kleinen Ende (27—33 cm) mit 10 Stück.

Vergleich der Holzpreise: Im Holzhandel galten als Richtmaß i. a. 100 Stück. Im Jahre 1856 kosteten im
Kinzigtal 100 Stück 36 bis 40 Gulden. Ein Stamm Gemeinholz von mindestens 5 Zoll Stärke am kleinen Ende
und 50—70 Schuh Länge, berechnet zu 4 Stück, beim Bauern gekauft und von demselben auf die Spanstatt an
der Kinzig geliefert, kostete demnach 1 Gulden 26 Kreuzer bis 1 Gulden 36 Kreuzer. Derselbe Stamm stellte
sich an der Wutach oder Steina, allerdings im Wald stehend gekauft, nur auf etwa 12 bis 20 Kreuzer. Mit
Holzhauerlohn und Transport zur Spanstatt kam er aber noch weitaus billiger zu stehen als das Kinzigtaler
Holz. (Siehe Ortenau, 28. Heft, 1941. H. Fautz, Die Geschichte der Schiltacher Schifferschaft.)

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