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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 119
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0131
Der Sagenschatz des Nordrachtales

Von Wilhelm Baumann

Damit in der heutigen schnellebigen Zeit die Sagen unseres Heimattales erhalten
bleiben, hat sich der Schreiber dieser Zeilen — ein gebürtiger Nordracher — damit
befaßt, die Sagen des Nordrachtales zu sammeln, damit sie vor allen Dingen der
Jugend in Erinnerung bleiben.

Sage vom Geisterspuk auf dem Welleshof

Zwischen Nordrach-Dorf und dem Ortsteil Lindach liegt auf der nach Westen
ansteigenden rechten Talseite ein stattlicher Bauernhof, der sogenannte „Welles-
hof". Erzählungen alter Leute zufolge zuckten jede Nacht in einiger Entfernung
vom Hof Lichter auf, die sich der westlichen Höhe zu bewegten. Niemand hatte
den Mut, sich den Lichtpunkten zu nähern und die Ursache zu erkunden.

Eines Tages stellte der Hofbauer einen jungen Knecht von auswärts auf dem
Hof ein, und als ihm der Bauer von dieser Erscheinung erzählte, machte er sich
erbötig, dem unheimlichen Geschehen auf den Grund zu gehen. In der nächsten
Nacht versammelte der Bauer sein ganzes Gesinde auf der um die Wohnung
laufenden Veranda, dem sogenannten „Trippel", um zu beobachten, was geschehen
werde. Bevor der Knecht den schweren Gang antrat, besprengte er sich mit geweihtem
Wasser, damit der Geist ihm nichts anhaben konnte, und ging auf die
Lichter zu. Als er sie erreichte, sah er plötzlich einen leuchtenden Mann mit feuriger
Hacke und Schaufel vor sich. Der beherzte Knecht fragte die Erscheinung, was sie
denn jede Nacht hier treibe, worauf ihm die Gestalt mit hohler Grabesstimme erwiderte
, er sei der frühere Hofbesitzer, der einmal bei Lebzeiten in einer dunkeln
Nacht die Grenzsteine an dieser Stelle zu seinen Gunsten versetzt habe und damit
seinem Nachbarn schweres Unrecht zufügte. Zur Strafe müsse er nun bis zur Wiedergutmachung
seiner bösen Tat jede Nacht zwischen den versetzten Grenzsteinen
umgehen. Er selbst könne sein Unrecht nicht wiedergutmachen und die Grenzsteine
wieder an den alten Ort versetzen, sondern nur ein lebender Mensch könne
dies tun. Finde er keinen, der sich seiner erbarme, so müsse er bis in alle Ewigkeit
allnächtlich zwischen den Grenzsteinen umgehen. Darauf bat die Gestalt den
Knecht um Erbarmung und Erlösung ihrer armen Seele. Der Knecht wäre gerne
dazu bereit gewesen, erklärte aber, er habe weder Hacke noch Schaufel, um diese
Arbeit durchzuführen. Da streckte ihm die Erscheinung ihre Werkzeuge hin, die

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