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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 206
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0220
Leider versagt gerade jene Quelle, wo man eigentlich am meisten und Authentisches
über den Tübinger Professor Dr. Widmann erfahren sollte: die Akten aus
den frühen Jahren der Tübinger Universität. Dort liest man aus der Feder des
Dekans Leonhard Fuchs aus dem Jahr 1535 nur: „Wie nachlässig bisher die Geschäfte
der medizinischen Fakultät verwaltet worden sind, kann man am besten
daraus ersehen, daß meine Vorgänger — seit 1477 — auch nicht ein Wort hinterlassen
haben, woraus die Nachwelt erfahren könnte, was sie getan haben."

Dies Wort hat auch allgemeine Gültigkeit in der Biographie des Dr. Johannes
Widmann. Noch vor wenigen Jahrzehnten war sein Name, namentlich in der
badischen historischen Literatur, kaum bekannt. Immerhin konnte aber der Geschichtsschreiber
der „Anfänge der Universität Tübingen", Haller, 1927 schreiben:
„Für die ersten Menschenalter wäre überhaupt gar nichts zu sagen, hätte sich unter
den Medizinern nicht zeitweilig einer befunden, der als Arzt, Schriftsteller und
Persönlichkeit immerhin etwas bedeutet. Das ist Johann Widmann."

Die erste zweifelsfreie Nachricht von Johann Widmann, dem Möchinger, steht
in einer Heidelberger Universitätsurkunde, nach welcher ein „Johannes Widman
de Möchingen Scolaris constantiensis Dyocesis" unterm 1. Oktober 1459 immatrikuliert
wird. Am 9. Juli 1461 wird er „via moderna" (der neuen Philosophie)
Baccalaureus. Nach weiteren zwei Jahren, am 19. März 1463, erlangt er die Würde
eines Magister artium und zieht nun zum Weiterstudium an die damals berühmtesten
europäischen Universitäten nach Italien.

Johannes Widmann ist nun 23 Jahre alt. Er bleibt mindestens sechs Jahre in
Italien, offenbar nach der Sitte der Zeit von Hochschule zu Hochschule wandernd,
bei diesem und jenem bedeutenden Professor hörend und lernend. Wir wissen, daß
er in Pavia war, der angeblich ältesten der italienischen Universitäten, denn schon
Kaiser Karl der Große soll sie gegründet haben; tatsächlich wurde sie von Kaiser
Karl IV. 1361 errichtet. Hier hat sich offenbar der Heidelberger Magister artium
der Medizin zugewandt, denn es sind von ihm mehrere signierte Abschriften medizinischer
Werke erhalten. Sie befinden sich heute im Besitz der Badischen Landesbibliothek
, welche die Manuskripte aus der Bibliothek des Klosters St. Georgen
erhielt, nachdem diese ihrerseits sie im 17. Jahrhundert aus der von Widmann
hinterlassenen Büchersammlung erworben hatte: Auch Bücher haben ihre Schicksale.

In einem der Manuskripte, die Widmann im Jahre 1466 niederschrieb, ist die
Rede davon, daß die Aufzeichnung erfolge „in gymnasio papiensi in studio
Ticinensi", womit Pavia gemeint ist. Die Signatur bestätigt zugleich die Wahrheit
einer Bemerkung Widmanns in einer weit späteren Pestschrift, wo er davon spricht,
daß sein Lehrer der berühmte Mediziner Professor Johannes Marlianus Papiensis
gewesen sei.

Von Pavia scheint Widmann dar.n nach der Universität Padua übergesiedelt zu
sein, einer nicht minder berühmten, schon 1222 gegründeten Hochschule. Vielleicht
geschah dies im Zusammenhang mit besonderen Studien bei dem Professor
Anthonio de Guaneriis, der zuerst in Pavia und dann in Padua lehrte. Ein genauer
Hinweis auf das Studium Widmanns an dieser italienischen Universität findet sich

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