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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 84
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0096
Nachlaß seines Bruders Hugo an das Kloster St. Trudpert Ichenheim, Wittelbach37
) und Gamshurst.

Vom Sitz der Etichonen in Oberehnheim aus war in gerader Richtung über
Ottenheim der Herrenhof Burgheim leicht zu erreichen. Wenn hier ein Königshof
tatsächlich bestand, so besteht fast kein Zweifel, daß dann die Etichonen das
größte Anrecht darauf hatten, ihn verwalten zu dürfen. Ihr Rückzug aus der
Ortenau, wie er in den Verkäufen und Übergaben zum Ausdruck kam, konnte
dann auch mit ein Grund sein — neben einer etwaigen Zerstörung Burgheims —,
daß Bischof Erchenbald ohne Rücksicht auf einen Burgheimer Herrn dessen Zehnten
in Dinglingen entfremden konnte.

Wie der Bischof von Chur einst zur „curia dominicalis" (Herrenhof) in Dinglingen
kam? Am Beispiel des Walpotengartens zeigte sich die enge Verbundenheit
der drei Orte Burgheim, Dinglingen und Hugsweier. Die enge Beziehung des
letzteren zum Herrenhof von Lahr wurde bereits erwähnt. So möchte man die
ganze Mark zwischen Gießenbach und Unditz in der Hand eines einzigen Herrn
sehen, dem es nichts schadete, wenn er aus irgendwelchen Gründen mit der Vergabe
des Dinglinger Herrenhofs an Chur einige Einkünfte verlor. Vielleicht erwarb
er sich damit politische Zugeständnisse.

Mit diesen Vermutungen bin ich zeitlich bereits bei Herzog Eticho angekommen,
dem ich also den Ausgriff von Ehnheim aus über den Rhein im Rahmen der
fränkischen Reichspolitik zutraue.

Noch weiter zurück bis in die römischeZeit komme ich bei den Befunden
unserer Ausgrabung. Immer wieder stießen wir auf römische Leistenziegel und
Gefäßreste und innerhalb der Kirche auf bedeutsame Reste römischer Bauteile,
die vor allem in den Gräbern 1 und 10 wieder verwendet worden waren. Wir
waren daher nicht überrascht, als zum Abschluß der Grabungskampagne nördlich
der Kirche ein römischer Ziehbrunnen zum Vorschein kam, der einer völligen
Erforschung noch zur Verfügung steht. Burgheim ist also ein weiteres Beispiel
dafür38), daß Kirchen oft auf römischen Trümmerstätten erbaut wurden. Außerdem
erfüllte sich hier die Voraussage der Ortsnamenforscher, daß römische Baureste
den Anlaß gaben, „Burg"heim zu sagen.

Kombinierende Phantasie muß also am Werke sein, um auch beim Geschichtsbild
einer einfachen Dorflandschaft eine Gesamtschau zu gestalten. Wie es der
Geologe tut, der aus kleinen Aufschlüssen am Wegesrand ein Bild des Werdens
entwerfen kann. Der Königshof Burgheim hat Gestalt gewonnen! Systematisches
Abdecken der Schichten durch Zurückgehen in der Geschichte der südlichen
Ortenau Jahrhundert um Jahrhundert, das versuchte ich im Stückwerk.
Schon deshalb, weil ich dieses „interessanteste Dorf der Mortenau" liebe.

37) Die bemerkenswert frühe Nennung eines Ortes im Schwarzwald, der damals als noch fast unbe-
sicdelt galt, darf im Fall Wittelbach nicht wundernehmen. Von Lahr bis südlich Seelbach erstreckt sich
eine unfruchtbare Sandsteinscholle. Dann folgt in Wittelbach der Gneis, der mit seinen Verwitterungsböden
Ackerbau und Viehzucht erlaubt. Im daneben liegenden Schuttertal war später, wie ich vermute, ein Ahnherr
der Gcroldsecker der große Rodeherr. Von diesem Raum aus mag er dann in das Prinzbachtal mit seinen
Silbererzen gekommen sein.

38) Im benachbarten Kippenheim wurden 1962 römische Mauerzüge unter dem Boden der Kirche entdeckt.

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