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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 140
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0152
Graf Joh. Reinhard in Person samt dem Hofstaat neben Kirchendirektor
Dr. Kirchman, beiden Amtleuten, den Räten und allen Geistlichen des Ländchens
erschien. In der Weihepredigt gedachte Pfarrer Schubbe der harten Leiden in den
schweren Kriegsjahren (Beinert, S. 221). An langen, mit frischem Laub geschmückten
Tischen ließ der Landesherr den versammelten weltlichen und geistlichen
Würdenträgern ein herrliches Festessen auftragen. Dabei feierte Pfarrer Quirinus
Moscherosch von Bodersweier, ein Bruder des Satirikers, den Tag in Einweihungsgedichten
, betitelt8):

„Krieges-Sturm

Und
Sieges-Thurm,
Jener zernichtet,
Dieser
Aufgerichtet
Bey

Dem Hochfeyerlichen Einweihungsfest.. ."

Darin pries er den Grafen Joh. Reinhard II. von Hanau:

„. . . Graf Reinhart, Held der Helden,
Du Kirchenstifter Du, Dich wird die Nachwelt melden
Mit tausend Zungen und berühmen Deinen Ruhm,
Daß Du das ganz in Grund zerfallen Heiligtum
In unserem Vaterland so hülfreich aufgerichtet . . .
O große Heldentat, drei Kirchen in drei Jahren
Aufbauen, zieren auch und keine Kosten sparen,
So, so wird festgemacht des Landesherren Haus,
Wann man wie Salomo den Tempel baut voraus...")."

Ein weiteres Gedicht „Antidactylus" besang das vortreffliche Kirchenweihmahl.
Mit einem „Reimbecher" in vermengten Reimen, einer Vers- und Reimspielerei
der damaligen Zeit, sagte Quirinus Moscherosch dem Grafen den Willkomm.

So wurde die Willstätter Kirchweihe 1657 gleichsam als würdiger Abschluß der
Hanauer Kirchenbauten nach dem verderblichen Kriege beiden Ämtern zu einem
wahren Freudenfeste.

Das Glanzstück der gräflichen Hofhaltung bildete eine „R e ü t e r - G a r d e".
Die Werbung und Aufstellung der Hochgräfl. Kompanie zu Pferd begann bereits
1652. Besoldung, Verpflegung und Ausstattung fielen beiden Ämtern zur Last und
erschienen als Extra-Anlagen in den Jahresrechnungen der Gemeinden. Zur Montierung
der Reiter lieferte Willstätt 1652 schon 43 ß 17 ß 6 4, an Verpflegungsgeld
monatlich 5 fC 16 ß 6 4- Das Servis, auch Lieger- oder Bettgeld, zugleich für
Lichter, holten die nicht kasernierten Soldaten unmittelbar ab und suchten bei

8) Konsistorialprotokoll vom 24. Oktober 1672: Kirchenschaffncr Flcischmann soll dem Pfarrer Moscherosch
zu Bodersweier zum Verlag seines „Poetischen Paradißgärthleins" aus KirchschafFneimitteln 3 fl. beitragen
(Prot. 5816).

») 2GO. N. F. 20, S. 269.

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