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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 173
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0185
was ein Bericht von 1721 schlaglichtartig erhellt: „Als eine Reichs- und Kreis-
Inquisition, um die das Kloster auch noch gebeten hatte, zur Feststellung der
finanziellen Notlage des Klosters die Erhebungen machen wollte, war man
nicht einmal imstande, die Passivschulden anzugeben.
Dahero mußte man in der Nachbarschaft kund machen, in
der Statt aber gleichsam von Haus zu Haus umfragen und
ansagen lassen: wer etwas ans Kloster zu fordern hätte, sollte sich inner 8 Tagen
Frist anmelden. Da ergäbe sich dann zu männiglicher Erstaunung, vermög anoch
bei denen Inquisitions-Akten vorhandener Aufzeichnung eine Schuldensumme
von fast gar 2 5 000 Gulden. Daß aber deren nicht einmal alle
beschrieben worden seien, mußte ich aus dem abnehmen, daß, da ich bald darauf
von Zell anhero käme und aus Commission P. Joachimi den Bildhauern, seinen
Schwager, besuchte, derselbe mir von selbst sagte: Er hätte vernommen, man hätte
der Schulden halber herumgeschickt, er wäre dazumal nicht zu Haus gewest, hätte
auch noch über 100 Gulden zu fordern, sich aber gescheuet, das Gotteshaus nach
der Hand deswegen zu überlaufen. Wie dann auch dieser sein Anspruch in der
Designation der Schulden in der Tat nicht begriffen." 62) Die meiste Schuld daran
trug der damalige Oberschaffner Felix Baumgartner, seit 21 Jahren in Klosterdiensten
, der meist keine Aufzeichnungen gemacht hatte, obgleich er dazu von
Amts wegen verpflichtet war63).

Immer wieder begegnen uns auch Straßburger Laien als Gläubiger der Abtei.
Straßburg war die größte Handelsstadt am mittleren Rhein, in deren Einflußgebiet
der größte und wichtigste Teil der gengenbachischen Grundherrschaften lag. Nicht
nur durch Vermittlung der bischöflich-straßburgischen Kurie und der befreundeten
Straßburger Klöster, sondern auch durch die eigene gengenbachische Curie in
Straßburg kam die Abtei in Verbindung mit Geldgebern64).

Bei solcher Abhängigkeit vom Straßburger Geldmarkt und von Gläubigern aus
der Straßburger Stadtverwaltung war es kein Wunder, daß die Abtei den holzbedürftigen
Straßburgern ihr freies Bau- und Brennholz verpachten mußte.

Auch sonst gab es Geldgeber, von denen die meisten irgendwelche Lehen hatten
oder Einzelgüter des Klosters bewirtschafteten, so daß sich daraus eine gewisse
Natürlichkeit der Geldhilfe herleitet65). Wieder andere suchten vielleicht gerade
eine Kapitalsanlage66).

Die Art der Geldleihe war bei allen ähnlich: Sie geschah bis zum Dreißigjährigen
Krieg fast ausnahmslos in der Rechtsform des Kaufs von Einkünften aus

62) H 229, 1721, 644 f.
«3) Ebenda, 645.

64) U. von 1397 ohne Tag, GK Kop 627 fol. 74 b ff. U. vom 28. Okt. 1609, GK 30/95 Gb Stift.
U. vom 6. Nov. 1616, ebenda. U. vom 4. Juli 1620, ebenda. UU. vom 14. Febr. 1688, 28. Okt. 1688,
ebenda 30/96; Rückzahlungen 18. April 1691, 14. März 1707, ebenda. U. vom 7. Nov. 1739, Rückzahlung
26. Nov. 1742, ebenda 30/97. UU. vom 20. Jan. 1613; 1. Jan. 1618, ebenda 30/95; 14. Febr. 1661 (Rückzahlung
von 812 Gulden), ebenda 30/96.

65) U. vom 23. Okt. 1701 (unter Verpfändung der Güter in Berghaupten), Rückzahlung 7. Mai 1726;
1. Febr. 1739, Rückzahlung 5. Jan. 1744, ebenda.

66) UU. vom 9. April 1669, Rückzahlung 24. Nov. 1682; 1. Mai 1688; 21. Nov. 1722, Rückzahlung
24. Mai 1723; 1739 u. 11. Februar 1740, Rückzahlung 24. Juli 1741, ebenda.

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