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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 10
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Treibjagd zwischen Muggensturm und Kuppenheim, die zu Ehren des Großfürsten
Michael von Rußland6) stattfand, durch Beitreiben aus dem Malscher Bezirk
3000 Hasen geschossen.

Auf dem „Pürschweg" nach Baden-Baden

Die Landaufenthalte in den dreißiger Jahren wechselten zwischen Baden, Schloß
Favorite und Schloß Eberstein. Die Übersiedlung nach Baden, wo wir stets die
längste Zeit zubrachten, konnte man damals wohl eine kleine Reise nennen.
Meine Eltern fuhren immer mit eigenen Pferden entweder über Ettlingen oder
auf dem sogenannten Pürschweg durch die obere Hardt bis Neumalsch. Von hier
wurde dann mit untergelegten Pferden bis zu Schloß Favorite und von dort nach
abermaligem Pferdewechsel bis Baden gefahren. Ging die Fahrt nach Schloß
Eberstein, so wurden in Muggensturm und Rothenfels die Pferde gewechselt.

. . . und die Damen zu Esel

In Baden war die Lebensweise eine sehr einfache. Vormittags erledigte mein
Vater die Regierungsgeschäfte und ließ sich bei gutem Wetter meist im Garten
Vortrag halten, während sich meine Mutter mit ihren Korrespondenzen beschäftigte
. Um 1 Uhr wurde gemeinschaftlich gespeist. Der Nachmittag war dann
in der Regel größeren Ausflügen gewidmet, bei den damals nur sehr spärlich vorhandenen
Fahrwegen die Herren meist zu Fuß und die Damen zu Esel. Ein steiler,
aber immerhin fahrbarer Weg führte zum Neuen Schloß und von da über die
Montperny-Hütte7) gegen das Alte Schloß zu8). Erst im Jahre 1 8 3 4 oder 18 3 5
wurde er bis zum Alten Schloß selbst fortgesetzt; er verfolgte im allgemeinen die

6) Michael, Großfürst von Rußland, war seit 1857 mit der jüngsten badischen Prinzessin Cäcilie verheiratet
, die dann den Namen Olga Feodorowna annahm.

7) Erst nachdem der große Karl Friedrich das Neue Schloß zu Baden für die schöne Jahreszeit zu seinem
Aufenthalt gewählt hatte, ward auch das Alte Schloß zugänglicher. Der Oberhofmarschall Marquis Friedrich
Camille von Montpcrny ließ im Frühling 1809 einen Fahrweg dahin machen, den Fußpfad mit Ruhebänken
versehen und die Ruine vom ärgsten Schutte räumen. Den 11. August 1809 besuchte dann Karl Friedrich in
Begleitung seiner Gemahlin, zweier Kinder (der 13jähr. Graf Max und die 14jähr. Gräfin Amalie aus der
Hochberger Linie) und den Hofleuten Montperny, Pfarrer Herr und Hof rat Jung, das Schloß (Bader,
Fahrten und Wanderungen, Seite 40 und 42). — Zur Wiedereröffnung des Alten Schlosses am Hermannstag,
11. August 1809, lieferte der badische Hofrat Heinrich Jung-Stilling den Vers:

„Wo umragt von Felsen und Ruinen Und es dampfte auf der Eichenbohle

Eine Hütte lud zur schönsten Ruh, Des gedeckten Tischs ein ländlich Mahl,

Jeder eilte mit vergnügten Mienen Der Gesellschaft zum Genuß und Wohle,

Ihrem gastlich kühlen Schatten zu. In dem strohbedeckten Speisesaal.

Freudig ließ am Tische man sich nieder — Alle sah'n den Fürsten froh und heiter,

Den verehrten Nestor oben an. Zum Gewinn der eignen Fröhlichkeit.

Menschengruppen standen hin und wieder Jeder Blick im Kreise der Begleiter

Im Gebüsche und am Fels hinan. Lachte dankbar ihm Zufriedenheit."

(Berl, Geschichtlicher Führer durch Baden-Baden und Umgebung, 28.)

8) Um 1800 war ein Spaziergang zur Ruine des Alten Schlosses eine Art Wagstück. Noch führte
kein gebahnter Weg auf diesen Berg, der sehr mühsam zu ersteigen war. Im Juli 1809 machten bessere
Wege das Alte Schloß zugänglicher. Damals waren nur solche Badegäste da, die wirklich ihrer Gesundheit
wegen gekommen waren. Da war nicht von Roulette die Rede, und das Konversationshaus bestand noch
nicht (Freystcdt, Erinnerungen aus dem Hoflebcn, Seite 25 u. 61).

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