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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 18
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Kunstgegenständen und schönen Glasmalereien auszustatten. Im Jahre 18 3 1 war
denn auch die Restauration des Schlosses bereits insoweit gediehen, daß meine
Eltern schon im Frühjahr ihren Aufenthalt dort nehmen konnten; wir Kinder
durften sie begleiten. Der Aufenthalt dehnte sich bis in den Sommer hinein aus,
obwohl mein Vater ihn durch Fahrten nach Karlsruhe häufig unterbrechen mußte,
um Ministerrat abzuhalten und Audienzen zu erteilen. Auch die Minister kamen
zeitweilig von Karlsruhe herüber, und ich erinnere mich noch recht wohl der vielen
Besprechungen, die bei solchen Gelegenheiten über die schwierigen, im Landtage
stattfindenden Verhandlungen abgehalten wurden. Insbesondere war es die Angelegenheit
der unbedingten Preßfreiheit27), bzw. eines sehr freisinnigen Preßgesetzes
, welche dem Bundestag Veranlassung gab, der badischen Regierung mit
Interventionen und Exekutionen zu drohen, falls sie das Gesetz bestätigen würde.
Diese äußerst peinliche Angelegenheit bestimmte meinen Vater, seinen Gesandten
in Berlin, Herrn v. Franckenberg, auf mehrere Tage zu sich nach Schloß Eberstein
zu berufen. Soviel mir bekannt ist, gelang es daraufhin bei König Friedrich
Wilhelm III. von Preußen eine mildere Anschauung unserer Verhältnisse zu bewirken
. Das fragliche Gesetz wurde modifiziert, und die Exekution fand nicht
statt.

Güterverwalter Vogt und das „Eberblut"

Diese Vorgänge beeinträchtigten natürlich in hohem Maße die Ruhe und
Freudigkeit, welche sonst der Aufenthalt auf Schloß Eberstein meinem Vater
gewährt hätte; wir Kinder waren nur insofern davon betroffen, als wir voll
inniger Teilnahme für die Sorgen unserer Eltern waren. Auch fanden wohl
infolgedessen weniger gemeinsame Ausflüge statt. Immerhin waren wir doch sehr
glücklich auf Schloß Eberstein und erfreuten uns bei Wanderungen und Spielen
in der herrlichen Umgebung. Gleichzeitig mit dem inneren Ausbau des Schlosses
Eberstein hatte mein Vater es unternommen, die Gartenanlagen ringsum zu erneuern
und die Weinberge mit ausgezeichneten Rebsorten, vornehmlich Burgunderreben
und feinen Gutedeln, neu anzupflanzen28). Der Verwalter des Gutes
hieß damals Vogt und war aus Gernsbach gebürtig. Diesen Vogt sandte mein
Vater nach Frankreich mit dem Auftrage, die besten dortigen Weinpflanzungen
kennenzulernen und von den feinsten Arten Schößlinge mitzubringen. Dadurch
wurden schon in den nächsten Jahren glänzende Resultate erzielt, und das „Eberblut
" errang sich bald einen bekannten und hochgeachteten Namen.

27) 0er erste Landtag unter Großherzog Leopold, vom Anhauch der siegreichen Pariser Julirevolution
berührt, hatte ein Pressegesetz erwirkt, das der Bundesordnung zuwider die Zensur in Baden aufhob. Die
Presse erging sich darauf in phrasenhafte Maßlosigkeit. Der Bund setzte seinen Willen durch; die Zensur
kehrte wieder, die Frciburger Hochschule ward einer strengen Zensur unterworfen, ihre liberalen Lehrmeister
Rotteck und Welcker wurden in den Ruhestand versetzt (Dove, a. a. O. Seite 16).

28) Schon Karl Friedrich errichtete in Durlach eine eigene Rcbschule. Eingeführt wurden bessere Rebsorten
wie Gutedel, Rieslinge und roter Burgunder. Dieser erste badische Großherzog förderte schon
Obstbau, Seidenzucht, Pferde- und Schafzucht. So kaufte er z. B. in Spanien eine ganze Herde Merinoschafe
, wofür er die besondere Erlaubnis des spanischen Königs einholen mußte (Steinhoff, a. a. O. Seite 8).

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