Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 28
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0031
Hausen, die Papierfabrik von Grether50) und eine nahegelegene Spinnerei von
Iselin51) zu besichtigen, und kehrten dann wieder nach Badenweiler zurück.

Mit Ruderschiff zur Ruine Sponeck

Der zweite größere Ausflug galt zunächst der Stadt Altbreisach52), wo
meine Eltern in dem Amtshause, Markgraf Max, der uns begleitete, mein Bruder
Ludwig und ich in dem Pfarrhause wohnten. Vom Pfarrhause aus genossen wir
am ersten Morgen einen prächtigen Fernblick auf die Alpen. Nach Besichtigung
der Stadt und des Münsters wurde ein großes Ruderschiff auf dem Rhein bestiegen
, mit dem wir bis an den Fuß der Ruine Sponeck53) fuhren. Dort wurde
von der Stadt Breisach ein festliches Frühstück veranstaltet, während wir uns bei
herrlichstem Wetter der schönen Aussicht erfreuten. Dann ging es zu Wagen nach
E n d i n g e n und Riegel, wo wir zu der Kapelle auf dem Michaels-
berg54) hinaufstiegen, und von dort ab mit eigenen Pferden nach Freiburg, wo
wir uns zwei Tage aufhielten und bei dem alten Herrn von Falkenstein in Rim-
singen55) einkehrten. Auch hier bereitete die Stadt meinen Eltern mancherlei Festlichkeiten
.

Die erste Großturbine in Baden

Der Rückweg führte durch das Höllental über Neustadt und Lenzkirch nach
St. Blasien56), wo wir uns bei dem Freiherrn v. Eichthal zum Besuch seiner
großen Baumwollspinnerei angesagt hatten. Wir stiegen alle bei ihm ab, nur mein
Bruder und ich wohnten bei seiner mit dem Architekten Berckmüller57) verheirateten
Tochter in einem anderen Teil des Fabrikgeländes. Eichthal hatte seine
Fabrik mit den neuesten Maschinen aus England versehen; so hatte er u. a. die
erste größere Turbine in Baden eingeführt58). Für seine Arbeiter sorgte er in frei-

50) Die Baumwollspinnerei von Gottschalk und Grether zu Schopfheim im Wiesental fabrizierten Baumwollgarne
. Die Fabrik besaß damals ca. 14 000 Spindeln und beschäftigte 240 Arbeiter (Dietz, a.a.O.
Seite 491).

51) Nach dem Brande von 1844 wurde die Baumwollspinnerei und Weberei von Iselin und Comp, zu
Schönau im Wiesental neu aufgebaut und umfaßte um 1850 15 000 Spindeln, 300 Webstühle, 2 Turbinen von
45 und 90 PS, 1 Hilfsdampfmaschine von 60 PS, 500 Arbeiter. Die Jahresproduktion: 5000 Zentner Garn
Nr. 36 und 40, 50 000 Stück roher Tücher von 42 Stab Länge (Dietz, a. a. O. Seite 489).

52) 1834 besuchte der Großherzog Breisach und übte Gnade an einem zu Tod Verurteilten und sicherte
der Stadt die Erbauung der Rheinbrücke zu (Rosmann, Geschichte der Stadt Breisach, Seite 454).

53) Die Ruine Sponeck bei Burkheim liegt auf einer niedrigen Bergnase des Kaiserstuhls dicht am Rhein.
Sie wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Ein Hans-Thoma-Schüler, Adolf Bühler, richtete 1930 den Turm als
Maleratelier ein.

54) 10 Minuten südlich von Riegel erhebt sich ein 62 m hoher Lößhügel, auf dem die aus dem 15. Jahrhundert
stammende Michaelskapelle steht. Platz einer vorgeschichtlichen Siedlung.

55) Am südlichen Tuniberg bei Freiburg liegen Ober- und Niederrimsingen, beide keine Viertelstunde
auseinander. Sie gehörten früher den Freiherren von Falkcnstein (Bader, a. a. O. Seite 102).

56) Die im Jahre 1809 in der aufgehobenen Benediktinerabtei zu St. Blasien von dem Karlsruher Bankier
David Seeligmann (später Freiherr v. Eichthal) errichtete Spinnmaschinenfabrik und mechanische Spinnerei
gab das Signal zu einer gänzlichen Änderung der Betriebsweise (Bittmann, Hausindustrie und Heimarbeit,
Seite 331)

57) Es handelt sich um den späteren Oberbaurat Joseph Berckmüller.

58) 18 48 kam die Fabrik zum Stillstand und ging 1852 nach dem Tod des Barons durch öffentliche Versteigerung
an C. W. Grether in Schopfheim über.

28


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0031