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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 29
(PDF, 62 MB)
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giebigster Weise. Alle waren sie mit ihren Familien in Betriebswohnungen untergebracht
, für die Kinder waren Schulen eingerichtet, und neben dem katholischen
Ortsgeistlichen war noch ein evangelischer Geistlicher zur Pastorisierung angestellt.

Die Gewehrfabrik von St. Blasien

Außer der Spinnerei hatte er noch eine Gewehrfabrik errichtet und auch diese
nach den neuesten Erfahrungen ausgestattet59). Nachdem wir zwei volle Tage in
St. Blasien verblieben waren, kehrten Mutter und Schwestern mit den Damen
über Freiburg nach Badenweiler zurück, während mein Vater mit uns beiden
Brüdern zunächst über Höchenschwand nach Albbruck reiste, um das damals
dem Staate gehörige ausgedehnte Hüttenwerk eingehend zu besichtigen. Wir
wohnten in dem Werk selbst bei dem Hüttenverwalter Bausch und verweilten
einen ganzen Tag. Dann kehrten wir, mit einem kurzen Aufenthalte in Grenzach,
wo mein Vater einen Herrn Oswald aus Basel besuchte, mit dem er befreundet
war und der in Grenzach ein schönes Weingut besaß, über Schliengen und Müllheim
nach Badenweiler zurück.

Silber und Blei in Haus Baden

Das Bergwerk in Haus Baden60) war noch im Betrieb und ergab weniger
Silber und viel Blei. Ergiebiger war ein Bergwerk im obersten Münstertal, bei
St. Trudpert. Dieses betrieb eine Gesellschaft mehrere Jahre hindurch mit
ziemlichem Erfolg; es wurde gutes Silber und Blei zutage gefördert, und sehr
viele Leute der Umgegend fanden dabei Verdienst. Der Sohn des alten Barons
v. Haber61) in Karlsruhe, Louis v. Haber, war Direktor derselben, und es gelang
ihm, die Werke während mehreren Jahren auf einiger Höhe zu halten.

59) Waffen werden im Großherzogtum Baden, seit die Gewehrfabrik in St. Blasien eingegangen ist, nicht
mehr fabrikmäßig angefertigt. In der Regel beschäftigt sich die Industrie mit Anfertigung einzelner Luxus-
waffen (Dietz, a. a. O. Seite 627).

60) 15 Minuten südlich von Badenweiler liegt heute das Kurhaus Schloß Hausbaden. Es ist Mittelpunkt
eines alten Bergbaugebiets auf silberhaltigen Bleiglanz. Urkundlich wird hier der Silberbergbau erstmals
im II. Jahrhundert erwähnt, kam im 15. und 16. Jahrhundert zu besonderer Blüte und wurde von Haus
Baden bis 1850 betrieben. Versuchsweise wurde er in den Jahren 1918—1924 wiederaufgenommen.

61) Der großherzogliche Hofbankicr Salomon v. Haber, der „badische Rothschild", u. ä. Uberschriften
und Artikel würdigten letztes Jahr die Arbeit dieses Karlsruher Bankhauses. Da lesen wir in den
„Bad. Neuesten Nachrichten" vom 30. Mai 1964: Die Markgrafschaft Baden war heillos verschuldet; das
Kurfürstentum Baden verschuldete noch mehr, und das Großherzogtum Baden geriet vollends in eine
unbeschreibliche Misere. Auf dem Etat lagen Schulden aus dem längst erloschenen Hause Baden-Baden;
neue Lasten brachten die Koalitionskriege, die Kontributionen und die Rüstungen im Verein mit dem
Rheinbund; hinzu kamen Unsummen, welche die verschiedenen Karlsruher Hofhaitungen verursachten, die
ungedeckten Verbindlichkeiten aus dem flotten Leben des Prinzen Louis, des spateren Großherzogs Ludwig
und nicht zuletzt die Verschwendungssucht der Reichsgräfin von Hochberg. Bis zum Jahre 1820 mußte das
Großherzogtum Baden ingesamt 20 Millionen Gulden aufnehmen. Davon hatte Haber allein 81/» Millionen
Gulden aufgebracht. Z. B. besorgte er auf einen Schlag 5 Millionen Gulden über die Familie Rothschild,
deren Empfang Großherzog Ludwig am 1. September 1820 höchstselbst quittierte. 1829 nobilitierte er den
Finanzier und bescheinigte dem Baron von Haber im Adelsdiplom „die mannigfaltigen getreuen Dienste,
welche Unser Hofbankier Unserem Staate fortwährend bewiesen". Inzwischen war der Haushalt des Großherzogtums
ausgeglichen, seine Finanzen waren gesundet, und kaum war Baden dem Deutschen Zollverein
beigetreten, finanzierte Salomon von Haber und Söhne die Gründung der drei größten Industrien in Baden,

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