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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 38
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der Getreidepreise in der gleichen Zeit (1390—1400) durch die Münzverschlechterung
abgefangen wird; bei den Haferpreisen steht einem nominellen Preisanstieg
sogar ein realer Preisrückgang gegenüber 28).

Preisreihen für handwerklich-gewerbliche Produkte standen für den Untersuchungszeitraum
nicht zur Verfügung. Dadurch war es nicht möglich, die Herausbildung
der Preisschwere mit Zahlen zu belegen noch den Beginn dieses Auseinanderfallens
gewerblicher und agrarischer Preise festzustellen 29).

Um wenigstens einen Eindruck von der enormen Steigerung der Preise gewerblicher
Erzeugnisse zu vermitteln, sind Preisreihen aus dem Niederrheingebiet30)
ausgewertet. Die Analyse ergibt, daß die Preise für Baumaterialien zwischen 1350
und 1400 auf mehr als das Doppelte angestiegen sind. So stehen die Preisindices 31)
für Zink 1380/90 bei 256,1, für Zimmermannsnägel32) 1390/1400 bei 200,0, für
Ziegelsteine zur gleichen Zeit bei 238,1 und für Kalk bei 214,3; lediglich Schiefer
bleibt auf dem Preisniveau von 1350/60 stehen. Die wenigen Zahlen zeigen, daß die
Preiserhöhung schon in diesem kurzen Zeitraum gewaltig ist. Der Grad der Münzverschlechterung
, der für das Niederrheingebiet nicht errechnet ist, dürfte von dem
Grad der Preissteigerung weit übertroffen werden.

Zusammenfassend ließe sich sagen, daß bei Betrachtung der Realpreise in der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts einem nur leichten Sinken der Getreidepreise
und einem Gleichbleiben der Fleischpreise ein starker Anstieg der handwerklichgewerblichen
Preise gegenübersteht.

2. Rückwirkungen von Münzverschlechterung und Agrarpreisfall auf die
ritterlichen Einkünfte

Münzverschlechterung und Agrarpreisfall sind von entscheidender Bedeutung
für den einschneidenden Rückgang der ritterlichen Einkünfte im 14. Jahrhundert.
In Tafel 15 ist der Versuch gemacht, mit Hilfe der oben errechneten Indexziffern
für den Getreidepreisverlauf33) und der Indexziffern für die Münzverschlechterung
34) einen Index der ritterlichen Einkünfte zu bestimmen.

Da die Struktur des ritterlichen Einkommens, d. h. das Verhältnis von Geld- zu
Naturaleinnahmen, nicht bekannt ist, ist diese Fehlerquelle umgangen, indem für
die hauptsächlich möglichen Verhältnisse Werte errechnet sind.

Bei einem angenommenen Verhältnis von 70 % Natural- zu 30 % Geldeinnahmen sind
für das gewünschte Jahrzehnt der Index des Gesamtgetreidepreises mit 7, der der Münzwertveränderung
mit 3 multipliziert und die Summe durch 10 dividiert. Das Ergebnis ist
dann der Index des ritterlichen Einkommens mit der oben aufgeführten Struktur für diese
bestimmte Periode.

Die Berechnungen haben natürlich nur dann ihre Richtigkeit, wenn der Ritteradel
auch wirklich einen Teil seiner Naturaleinnahmen auf den Markt brachte. (In welcher
Form das geschehen konnte, soll hier nicht untersucht werden.) Die Tatsache
aber, daß er sich bemüht, seine Natural- in Geldbezüge umzutauschen, läßt darauf
schließen, daß er die Auswirkungen des Preisniedergangs zu spüren bekam, d. h.
zumindest teilweise seine Naturalien verkaufte35).

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