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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 40
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Einkommen nur noch unmerklich zurück — in Tafel 15, dem Einkommensindex,
kommt das zum Ausdruck —, zum anderen schränken die Familien ihren Aufwand
nun rigoros ein. Seinen Ausdruck findet dieses Sicheinschränken im Verschwinden
der Standesbezeichnung Ritter und der raschen Ausbreitung der Standesbezeichnung
Edelknecht zwischen 1320 und 1360, wobei die Verbilligung der Lebenshaltung sich
natürlich erst nach einiger Zeit, eben nach der Jahrhundertmitte, voll auswirken
kann 38).

4. Anmerkungen zu Kapitel III

1) Es ist hier nicht der Ort, um auf die Gründe dieser beiden Erscheinungen einzugehen; vgl. hierzu be
sonders die Arbeiten Wilhelm Abels und Friedrich Lütges; auch Bechtel, Wirtschaftsstil; Kelter, Das
deutsche Wirtschaftsleben.

2) für die Ortenau vgl. vor allem Cahn, Münzgcschichtc der Stadt Straßburg; Die Chroniken der oberrheinischen
Städte: Straßburg, Beilagen.

3) Abel, Agrarkrisen, S. 14; in diesem Zusammenhang aufschlußreich ist die Liste von Gebrauchs- und
Luxusgütern, die sich aus Korth, Haushaltsrechnungen der Burggrafen von Drachenfels zusammenstellen
läßt: so etwa kauften die Drachenfels an Nahrungs- und Genußmitteln Ingwer, Safran, Zucker, Salz,
Pfeffer, Senfsamen, Feigen, Rosinen, Mandeln, Fisch, Heringe, Weißbrot; an Bekleidungsgegcnständen
finden sich Pelz, Sarrock (grobes Leinen, das unter dem Panzer getragen wurde), Schuhe, rotes und
grünes Tuch, Kirssey (englisches Tuch aus Kersey), Kissenüberzüge, Wapenrock, Lederriemen und Flickleder
, Holzschuhe, Beinkleider, Pferdedecken, Marderpelz; außerdem wurden noch Nägel, Kalk, Sporen,
Pech, Hämmer, Schüsseln, Speere, Töpfe, Kannen, Zinnkrüge und Papier auf dem Markt erworben.

4) Abel, Wüstungen, S. 105.

5) Gewin, J. P. J., Blüte und Niedergang hochadliger Geschlechter im Mittelalter, 1955, S. XIV.

8) Rennefahrt, Der Geltstag, S. 329 ff., führt den Ruin zahlreicher Adels geschlechter »auf die mangelhafte
Buchführung über die verstreuten, mitunter gar nicht mehr feststellbaren Einkünfte" zurück (dabei zu erwähnen
ist eine Urkunde aus der Ortenau, in der Adam von Bach und seine Geschwister 2 ß dn. jährliche
Gült für die Neuaufstellung ihrer Einnahmenberechtigungen zahlen; vgl. GLA 37/17 Neuweier —
Gülten, 17. 1. 1412); „Welche Mühe", schreibt K. S. Bader, Das mittelalterliche Dorf, S. 45, „hat die
Herrschaft im Spätmittelalter, besonders wenn sie weit vom Schuß ist, ihre Zinsgüter überhaupt noch
festzustellen" (an gleicher Stelle zahlreiche Verweise); vgl. auch Dürr-Baumgartner, Ausgang der Herrschaft
Kyburg; Sandermann, Wolf gang, Die Herren von Hewen und ihre Herrschaft, Freiburg 1956
(= Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte, 3); Roth v. Schreckenstein, Reichsritterschaft, Bd. 1,
S. 318, glaubt sogar daran, „daß der finanzielle Verfall" des Adels „ausgebeutet worden ist"; Graner, F.,
Aus der Geschichte der beiden Schwarzwaldstädte Hornberg und Schiltach, in: Ort 24 (1937), S. 69,
führt kleinste Schulden der Hornberg an, die eingeklagt werden und die Familie schließlich in die Acht
bringen; Mone, Verbreitung des Adels, S. 385, meint, „daß in früherer Zeit die Bedürfnisse des Standes
mit dem Vermögen der Leute übereinstimmten, daß aber ein großer Teil des Adels zugrunde gehen
mußte, als darin ein Mißverhältnis eintrat, abgesehen von Unglück und eigener Schuld, welche den
Untergang bei vielen beschleunigten, denn das Überstreben und die Unbändigkeit einzelner Adligen
haben nicht nur ihnen selbst, sondern dem ganzen Stand geschadet".

7) Hofmann, Adel und Landesherren, führt S. 71 ff. den bedeutenden Schwund, die „Verschleuderung"
(so S. 55) der niederadligen Besitzungen im Nordschwarzwald zwischen 1350 und 1450 ausschließlich auf
politische Gründe zurück: „Den Auftakt zu diesem Vorgang bildete die unbesonnene und unritterliche
Tat im Jahre 1367", der Uberfall im Wildbad; vgl. auch Roth, Tierstein; Ruppert, Mortenau I, S. 28.

8) „Das Erdbeben von 1356 wirkte vernichtend auf die Finanzen des kleinen Adels. Seine Burgen stürzten
ein, Geldmangel aber verbot den Wiederaufbau oder erlaubte ihnen dies nur unter starker Verschuldung
." (Roth, Tierstein, S. 47.)

9) Lütge, Das 14./15. Jahrhundert, S. 202 ff.; Abel, Wüstungen, S. 150, weist besonders auf die Unnahbarkeit
der älteren Auffassungen hin: „Der oft beschuldigte ,Luxus' mag hier und da zur Verarmung des
Adels . . . beigetragen haben. Doch dieser Luxus, wie überhaupt menschliche Unzulänglichkeit, war von
geringer Bedeutung gegenüber den objektiven Umständen, die zu ändern die Kraft des Einzelnen über-
stige." Vgl. auch die oben, Kapitel 3, Anm. 1 genannte Literatur.

"•) Kelter, Das deutsche Wirtschaftsleben, S. 201.

11) vgl. die Angaben bei Abel, Wüstungen, S. 1?6 ff., und die Graphiken ebd., S. 100.

12) vgl. oben Kapitel III, Anm. 11.

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