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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 71
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0074
liegende Hof jenseits der Judengasse, der Stadthof des Abtes von Schuttern, lagen
auf einem Grundstück, das diesem Kloster gehörte. Peter von Sulz hatte als
Mieterin im Untergeschoß seines Hauses Dine Kremerin. Der Zeichner läßt sie
auf dem Bild Waren an jene Leute verkaufen, denen die ritterlichen Kampfspiele
im Augenblick nicht genügend anziehend sind.

Frohgemutes ritterliches Treiben in einer kleinen Residenzstadt an der Schutter
—, dieses heitere Bild verdeckt ein düsteres Gemälde unheilvollen Geschehens,
das diese mittelalterliche Welt vor kurzem erlebt hatte. Die Beulenpest hatte 1348
bei ihrem Siegeszug vom Schwarzen Meer her auch Süddeutschland erreicht und
zahllose Opfer gefordert. Grauenhafte Judenverfolgungen wurden dadurch ausgelöst
, daß das Volk die fremdstämmigen Landsleute als Schuldige an der Pest
bezichtigte. In Lahr brachte man die jüdischen Familien in das Verlies des alten
Innenturms der Stadtburg und erstickte sie im Feuer. Als 300 Jahre später Handwerker
bei der Prüfung der Kriegstauglichkeit des Turmes den furchtbaren Tatbestand
entdeckten, verpflichtete man sie durch eidliches Gelübde zum Schweigen.
Eines der Opfer wird im Bürgerbuch von 1356 ff. namentlich erwähnt: Michel
(Migellin) in der Judengasse.

Mitregent des Lahrer Stadtherrn Walter von Geroldseck war 1349 sein älterer
Sohn gleichen Namens, während der jüngere Heinrich zwar bereits die Kirchherrenpfründe
von Dinglingen besaß, aber noch keine kirchlichen Weihen hatte.
Er weilte meist in Straßburg zur Ausbildung für ein kirchliches Amt, wurde aber
noch im Jahr 1349 nach dem Tod des Bruders an den Hof des Vaters berufen,
der meist in Mahlberg residierte. Im Jahr 1355 wird dieser als verstorben bezeichnet
. Mahlberg wird durch Testament des Vaters Witwensitz und Heinrich
hat sich in blutigen Erbfolgestreitigkeiten seiner elsässischen Verwandten zu
erwehren, bis endlich an Weihnachten 1355 durch Vermittlung des Straßburger
Bischofs ein Friedensschluß Heinrich als Herrn von Lahr-Mahlberg bestätigt.
Schon 1354 hatte Heinrich der Stadt Lahr bescheinigt, daß ihr Huldigungseid
sie nicht für einen fremden Herrn binde.

Das Jahr 1356 brachte für die Oberrheinlande das größte Erdbeben seit Menschengedenken
. Es war gleichsam der Schlußpunkt unter die erste blutige Ernte des
Schwarzen Todes, der in Straßburg von 25 000 Einwohnern 16 000 weggerafft
haben soll. Für Lahr das erste Friedensjahr unter dem neuen Herrn. Der Stadtschreiber
eröffnete das neue Bürgerbuch 1356 mit den Worten: (Abb. des Textes
siehe Seite 72 oben.)

Der Stadtherr Heinrich II, der sich mit Adelheid von Lichtenberg verehelicht
hatte und seine letzten Lebensjahre in Straßburg verbrachte, besaß in dieser Stadt
einige Freunde aus dem Stadtadel, Johannes und Rulman Merswin und vor
allem den Ritter und Ratsherrn Johannes Blenckelin. Dieser wohnte
unmittelbar vor dem Münster in seinem Stammhof „zu dem Blenckelin" neben
Joh. von Wintertur und Kunz zu dem Trübel, unter der Tuchlaube. Eine Verwandte
war Metze genannt Schriberin. Aus Zuneigung (dilectio) schenkte der
Lahrer Stadtherr seinem väterlichen Freund Blenckelin seinen großen Herrenhof

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