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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 103
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mals nachträgliche Forderungen auf den Kastenvogteizehnten und suchten schließlich
ihre Ansprüche mit Gewalt durchzusetzen. Sofort zeigte sich aber auch Straßburg
wieder und wies sie in ihre Grenzen.

Andererseits liegt aus den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts eine Beschwerde
Geroldsecks gegen das Kloster vor. Wohl um sich gegen das Schloß
abzuschirmen, hatte der Abt „ein holzen mur und einen thurn" nach seiner Seite
hin errichten lassen. Die Geroldsecker betrachteten dies mit einigem Unbehagen.
Man sei im Schloß ja nirgends mehr sicher, weder bei Tisch noch im Bett, meinten
sie und forderten den Abt auf, alles nur wieder abzubrechen.

In den folgenden Jahren fließen die Nachrichten über das Schloß spärlicher.
Man scheint das Interesse an ihm verloren zu haben. Es ist eben noch gut genug,
um als Pfand bei den mannigfachen Geldanleihen der Geroldsecker zu dienen.
Auf diesem Weg kommt es 1548 pfandweise an Rulmann Tädiger aus Offenburg.
1592 steht man dann in Verhandlung mit den Brüdern Hans und Hansjakob
von Karpfen, die das Schloß als Lehen übernehmen wollen. Aber der Bau befindet
sich in schlechtem Zustand. Es sind Reparaturen nötig, doch mehr als 800 Gulden
wollen die Interessenten nicht daranrücken. Sie bitten darum, daß man ihnen das
nötige Bauholz in der Fron zuführen lasse. Im übrigen waren die Herren Jagdliebhaber
. Sie möchten gern die niedere Jagd in der Gegend ausüben und bitten
um die Erlaubnis, „Feldhühner, Füchs und Hasen in demselben Revier zu fahen
und zu schießen". Ob bzw. wie lange sie sich des Schlößleins und der Jagd dort
erfreuten, ließ sich nicht feststellen. Wenn die Verhandlungen zum Ziel geführt
haben, sind die Herren von Karpfen als Bewohner des Schlößleins gegen Ende
des 16. Jahrhunderts anzusehen. Vielleicht gilt dies auch noch für den Anfang des
17. Jahrhunderts.

Die Welt aber war damals in starker Wandlung begriffen, die Gegensätze
nahmen größere Ausmaße an. Der Dreißigjährige Krieg bringt schließlich die
Völker ganz Europas in Bewegung. Die große Heerstraße am Rhein ist durch
Zerstörung und rauchende Trümmer gekennzeichnet. Auch Schuttern ist eine der
Trümmerstätten geworden. Das Schloß aber hatte kaum noch irgendwelche Bedeutung
. Es zerfiel, ohne besonders beachtet zu werden, und niemand denkt später
daran, es wieder aufzubauen. Anders verhält es sich beim Kloster. Zäher Lebenswille
läßt es wieder aus den Trümmern entstehen. Man sucht die alten Rechte
zusammen und legt sie neu fest, man baut das Archiv wieder auf und bringt
Fronden und Zehntlieferungen in Gang. Vom Schloß ist kaum mehr die Rede.
Erst als im Jahre 1679 eine Feuersbrunst größere Teile des Klosters zerstört,
erinnert man sich daran. Die Steine dort könnte man für den eigenen Wiederaufbau
benutzen, es wäre billiges Baumaterial. Man betrachtet es als herrenloses
Gut und holt, was man brauchen kann. Wer wollte es auch verbieten. Die Herren
von Geroldseck sind von der geschichtlichen Bühne abgetreten. Aber man täusche
sich nicht! Rechte sind dauerhafter als Bauwerke. Überraschend meldet sich der
damalige Markgraf von Baden-Durlach mit einem Protest gegen das Vorgehen
des Klosters. Er beruft sich auf einen Erbanspruch, den er als Enkel Friedrichs V.,
des Gemahls der letzten Geroldseckerin Anna Maria, auf das Schloß hat bzw. auf

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