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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 118
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0121
1796 zum Schutze gegen das Einbrechen der Französischen Revolution preußische
und österreichische Truppen an den Rhein gelegt wurden, erhielt das Dorf Windschläg
die Einquartierung von schwäbischen Kreisdragonern. Nachdem in der
Nacht vom 25./26. Juni der französische General Moreau über den Rhein vorgerückt
war, flüchteten die hiesigen Einwohner ins Gebirge. Der sie begleitende
Pfarrer war schon im Oberdorf, als er bemerkte, daß er das hl. öl vergessen
hatte. Bei seiner Rückkehr ins Pfarrhaus ergriffen ihn die Dragoner, um ihre
Wut an ihm auszulassen. Aus dem Bericht seines Nachfolgers entnehmen wir
folgendes: „Auf der Flucht vor den heranrückenden Franzosen fiel er den
schwäbischen Dragonern in die Hände, von denen er — auf Grund welcher
Anzeige er sich ihren Haß zugezogen hatte, ist unbekannt — feindselig angegriffen
und an der Bezirksstraße gegen Bohlsbach auf grausame Weise mit Schwert und
Flinte in der Blüte seines Lebens, gerade im 45. Jahre stehend, ermordet wurde.
Wegen der furchtbaren Kriegswirren blieb er 3 Tage lang unbeerdigt liegen, bis
er mit Genehmigung der Franzosen an derselben Stelle, unterhalb des Gasthauses
zum Kreuz, auf dem Acker des Andreas Siebert aus Bohlsbach begraben werden
konnte. Einen Monat später wurde der Leichnam auf Betreiben der Familie ausgegraben
, am 26. Juli auf unseren Kirchhof überführt und ruht jetzt rechts vom
(alten) Hauptportal unter den Verstorbenen als treuer Hirt an der Seite seiner
heimgegangenen Schäflein" (Totenbuch S. 98).

„Nach diesem traurigen Ereignis kam ein anderer, noch schrecklicherer Fall
hinzu. Am selben Tage noch kamen feindliche Franzosen in unsere Gegend, die
infolge der Flucht der Einwohner zum größten Teil verlassen war. Sie brachen
die Tore unserer Kirche, die Sakristei und sogar das Allerheiligste auf und trugen
alle Gewänder und Kostbarkeiten, namentlich Kelche — außer zwei und dem
Ziborium, die der Lehrer in Sicherheit gebracht hatte — davon und vernichteten
sie. Am nächsten Tage zerstreuten die französischen Feinde, betrunken und mit
den hl. Gewändern bekleidet, Bücher und Schriftstücke, während sie im Dorfe
umherschweiften. Es entstand ein Schaden von ca. 1000.— Gulden, der nach und
nach, teils aus dem Ertrag der Kirchengüter, teils durch Spenden der Pfarrkinder,
besonders aber durch Gaben der erlauchten, hochedlen, gnädigen Freifrau Auguste
Elisabeth von Neveu, geb. von Eberstein, dann durch die Geschenke des erlauchten
und erhabenen Herrn Franz Xaver von Neveu, Fürstbischof von Basel, die aus
verschiedenen kostbaren, wahrhaft bischöflichen Gewändern bestanden, ersetzt
wurde." 14 Tage lang war die Pfarrei verwaist, bis der Frühmesser P. Anton
Walter aus Appenweier das Pfarramt für einige Wochen übernahm.

Es folgte am 12. September 1796 Pfarrer Johann Christian Förster, der
aus dem nahen Bohlsbach gekommen war und 26 Jahre lang hier pastorierte. Er
war am 20. Oktober 1756 in Offenburg geboren, empfing die Priesterweihe am
9. Juni 1781 und wurde 1808 Kammerer und Dekanatsverweser. 66 Jahre alt
starb er am 30. Juni 1822 und ruht auf dem neu angelegten Friedhof an der
rechten Seite des Kreuzes. Da er mit einem Testat von 1000.— Gulden den
hiesigen Armenfonds gründete, enthält sein Grabstein die Widmung: „Dem Vater
der Armen."

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