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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 122
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um genügend Raum zu gewinnen, das ebenfalls hier stehende Schulhaus und die
Gemeindescheuer samt Spritzenhaus beseitigt worden. In der Übergangszeit verwendete
man aus der alten Kirche 4 Kreuzstöcke, die Kirchenstühle, den Hochaltar
, Beichtstuhl und Taufstein. Am 31. August 1835 wurde der Grundstein
gelegt, der sich links neben dem Kirchenportal befindet. Eine in den Grundstein
eingelassene Urkunde besagt, daß die Zeremonie vorgenommen wurde von dem
damaligen Dekan Ries aus Ebersweier im Beisein des Oberforstmeisters Frhr.
Anton von Neveu als Grundherrn, des Oberamtmanns Kern aus Offenburg und
verschiedener Geistlichen aus der Umgebung. Die Einwohnerzahl war inzwischen
auf 848 angewachsen, worunter sich 300 Kinder befanden. Seiner Festrede legte
der Pfarrer den Satz zugrunde: „Die Religion lehrt uns, was gut und böse ist,
was Gott will und was er verbietet; was Gott will, führt zum Glück, und was
Gott uns verboten hat, führt zum Unglück. Die Sünde macht uns unglücklich und
elend, Tugend hingegen macht glücklich und selig." Die Urkunde schließt mit den
Worten: „Sollte diese Schrift je wieder ihren dunklen Kerker verlassen, so möchten
unsere spätesten Nachkommen daraus noch weiter vernehmen, daß wir auf
unserem gesegneten heimatlichen Boden in Liebe und seit langer Zeit in Frieden
und Eintracht glücklich lebten. Sie möchten aus den Opfern, die wir zur Erbauung
dieser Kirche brachten, schließen, daß uns ein religiöser Sinn belebte, der unsere
Schritte heiligte, unserem Tun Glück und Segen brachte und uns in widrigen
Tagen im Vertrauen auf Gottes weise und gütige Vorsehung aufrecht erhielt.
Mußten wir auch, da nach lang anhaltendem, alles verheerendem Kriege endlich
Frieden geschlossen wurde, noch das Hunger jähr 1817 erleben; haben auch zuweilen
schädliche Naturereignisse, wie es z.B. im Jahre 1822 geschah, in welchem
ein fürchterlicher Hagelschlag unsere Gemarkung nebst Umgegend gänzlich verwüstete
, oder im Jahre 1824, in welchem eine große Überschwemmung viele
hundert Familien in dem schönen Badner Land zu Bettlern machte, uns heimgesucht
, so lächelte uns doch bald wieder das allgütige Auge des himmlischen
Vaters liebevoll entgegen und mehrere aufeinanderfolgende fruchtbare Jahre
machten Not und Trübsal vergessen. Mit ergiebigen Ernten sind wir schon viele
Jahre gesegnet worden; auch ist voriges Jahr der Wein in solcher Güte gewachsen,
wie er seit einem Menschenalter nicht war, und dieses Jahr scheint dem vorigen
in jeder Hinsicht gleichkommen zu wollen. Alles dieses lehre unsere spätesten
Nachkommen auf Gott vertrauen, durch Fleiß ihr Glück gründen, durch Sparsamkeit
es erhalten, durch einen sittlich guten Wandel, durch unermüdliches
Wirken einer unbefleckten Tugend und festen Rechtlichkeit sich die Achtung der
Menschen und das Wohlgefallen Gottes erwerben. Dann wird, wenn auch unser
Leib schon längst Staub geworden, unser Geist sie umschweben und sich erfreuen

an ihrem häuslichen Glück und Seelenfrieden. . ... _ .

Philipp Scherer, Pfarrer,

Joseph Burger, Bürgermeister."

Der Voranschlag für den Kirchenbau betrug 20 176.— fl. Bei der Steigerung
wurden 183 Gebote abgegeben. Zuletzt erhielt den Zuschlag Maurermeister Georg
Demuth aus Lahr um den Preis von 17 100.— fl. (41 040.— Mark) gegen Stellung

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