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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 128
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worden. Vorort für Baden war Mannheim, Vorsitzender waren Brentano und am
Anfang der Assessor Florian Moerdes, die aber beide sich wenig um die Organisation
kümmerten. Hier griff nun Goegg ein, und nichts kennzeichnet wohl seinen
klaren politischen Blick mehr, als die Tatsache, daß er schon gegen Ende 1848 zwei
praktische Ziele zu erreichen sich vornahm: erstens eine straffe Organisation aller
entschieden demokratischen Bürger des ganzen Landes und zweitens eine ebenso
straff organisierte Agitation demokratischer Ideen unter dem badischen Militär.

Der Aufstand Heckers war vor allem dadurch mißlungen, weil hinter ihm keine
genügend starke bewaffnete Macht stand: dieser Fehler mußte vermieden werden,
und ebenso das Fehlen einer zureichenden, frühzeitig ausgebauten Organisation
innerhalb der Bürgerschaft, die in jeder Gemeinde eine Zelle revolutionärer
politischer Macht darstellen konnte. Beides mußte von einer aktiven politischen
Zentrale aus geleitet werden. Aus diesem Grunde berief Goegg in den Weihnachtstagen
1848 ein Treffen nach Renchen ein, auf welchem etwa 150 Delegierte der
Volksvereine aus zehn Amtsbezirken erschienen.

Eine Revolution wird vorbereitet

Die Radikalen in der demokratischen Linken Badens, und unter ihnen nicht
zuletzt Amand Goegg, hatten aus dem Zusammenbruch des Heckeraufstandes und
des Struve-Putsches vom September 1848 einiges gelernt. Insbesondere hatte man
die Methoden revolutionärer Propaganda studiert, die in Frankreich den Sieg der
Februarrevolution ermöglicht hatten; in der Geburtsurkunde des Brentano-
Goeggschen „Volksvereins" vom 7. Januar 1849 stand es sogar schwarz auf weiß
als Leitsatz zu lesen: „Ebenso wurde in Frankreich die Februarrevolution durch
die im ganzen Land bestandenen politischen Clubs und durch die große Verbreitung
der politischen Tagesblätter vorbereitet, und als kaum der Kampf in
Paris zu Ende war, standen schon allerorts durch ganz Frankreich die im voraus
bezeichneten Männer der republikanischen Partei an der Spitze der Bewegung und
führten rasch die Beschlüsse der provisorischen Regierung aus."

In den „badischen Clubs" —den Volksvereinen — standen vielfach neue, jüngere
Männer an der Spitze, denn ein großer Teil der führenden Persönlichkeiten der
badischen Revolution von 1848 befand sich als Emigranten — wie etwa
Hecker — jenseits der Grenzen, oder saß im Gefängnis. Fast alle waren An-
iang 1849 noch in Untersuchungshaft, etwa 5000 waren es ursprünglich gewesen.
Unter den neuen Männern der badischen Linken gab es jetzt auch eine Anzahl
sozialistisch-kommunistisch eingestellter Persönlichkeiten, wie etwa den früheren
Lehrer Stay, die über die Lehren des „utopischen Sozialismus" in der Art
Proudhons oder Louis Blancs hinaus sich dem eben proklamierten Marxismus angeschlossen
hatten: seit dem 1, Juni 1848 gab Karl Marx die „Neue Rheinische
Zeitung" als das politisch radikalste Blatt der deutschen Radikalen heraus.

Parlament oder direkte Aktion?

Goegg legte der Versammlung den Plan einer neuen, straffen Organisation vor.
Als Präsidenten schlug er Lorenz Brentano vor: und mit eben diesem Vorschlag

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