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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 165
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zurück und fertigt dort eine ganze Anzahl heute noch erhaltener Bildnisse seiner
Eltern und Verwandten an, die den steilen Aufstieg vom kindlichen Gekritzel
mit Holzkohle an die verdeckte Speicherwand zum begehrten Kunstmaler erkennen
lassen.

Mußte er in Hausach auf den nächsten Zug warten, so suchte er seine Base im
Städtle auf. Als Dreiundzwanzigjährigem wird ihm der Auftrag für die Kreuzbergkapelle
erteilt. Das Bild auf dem Hochaltar zeigt uns aber, was für ein Genie
in ihm verborgen lag, das in kürzester Zeit zu reicher Entfaltung heranreifte. Auf
einem anderen Ölgemälde, welches das „Rosenwunder der hl. Elisabeth" darstellt
, erkennen wir in der Person der Heiligen seine Frau. Leider blieb die Ehe
kinderlos. Auf einer (Welt-)Ausstellung in Amerika wird sein Werk mit dem
ersten Preis ausgezeichnet.

Unter den vielen Bewerbern, die sich um den Auftrag zur Ausmalung des
Mannheimer Schlosses bemühen, wird der in Karlsruhe wohnende Konrad Schmider
ausgewählt. Doch bei der Ausführung dieser Arbeit sollte ihm ein tragisches
Geschick widerfahren. Es wird erzählt, daß ihn Freunde aus Hausach in der Stadt
zwischen Rhein und Neckar besucht hätten. Als jedoch Konrad nicht wie verabredet
zur Mittagszeit im Gasthaus erschien, gingen die Freunde zum Schloß.
Was für ein furchtbarer Anblick erwartete sie da! In den Stangen des hohen
Gerüstes hing der leblose Körper des abgestürzten Künstlers. Dies geschah am
6. Juli 1898. Von anderer Seite wurde mir berichtet, der Maler sei zwei Tage
nach dem Sturz an den Folgen einer Magenverletzung (oder einer Lungenquetschung
) verschieden. Er wurde jedenfalls früh vollendet in Karlsruhe zur
letzten Ruhe gebettet. Doch um seinen Tod ging sehr bald ein Geraune unter
seinen Bekannten umher. Viele vermuteten, daß Konrad Schmider einem heimtückischen
Anschlag eines seiner Konkurrenten zum Opfer gefallen sei. Es gab aber
auch böse Zungen, die nicht zurückschreckten, die hohen Verdienste des Künstlers
dadurch zu schmälern, daß sie ihm Selbstmord unterschoben. Rätselhaft bleibt
neben seinem tragischen Tod auch die Tatsache, daß der Name nicht in die einschlägige
Literatur einging. Selbst im Verwandtenkreise konnten keine genauen
Unterlagen gefunden werden, so daß sich bei der mündlichen Überlieferung leicht
Fehler eingeschlichen haben können.

Glücklicherweise sind noch sehr viele Bilder und Skizzen im Privatbesitz vorhanden
, die, von kundiger Hand ausgewählt, zu einer eindrucksvollen Ausstellung
zusammengestellt werden könnten, die zu eröffnen man 1959 im 100. Geburtsjahr
des Künstlers vergessen hat. Wer aber auf den Kreuzberg pilgert, wird hinter dem
Bild des Gekreuzigten auch das Schicksal des Malers erkennen.

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