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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 216
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0219
Nach der fürstlichen Mode jener Tage hat sie durch einen französischen Gartenkünstler
auf der Westseite des Schlosses barocke Gärten mit Gartenhäuschen
anlegen lassen. Ihre Ehrenwache, die aus einem Kapitän mit
vier Leutnanten und zwölf Gemeinen bestand, bewohnte die Kaserne. Mündliche
Uberlieferungen erzählen, daß die hohe Frau zuweilen Tollheitsanfälle bekam und
in diesem Zustand Schinken, Würste, Butterballen, Wecken, Brote, Kuchen und
dergleichen zum Fenster hinauswarf, den steilen Berghang hinunter. Die armen
Hornberger machten sich ein Vergnügen daraus, diese Köstlichkeiten aufzusammeln
, und wünschten ihr recht oft solche Anfälle. Die Fürstin mußte bis zu ihrem
Tod 1787 hier bleiben.

Nach der Französischen Revolution brausten die Revolutionskriege über die zunächst
verwaisten Gebäude auf dem Schloßberg. Französische Emigrantentruppen
waren lange in Villingen. Es war das sogenannte Prinz-Condesche Corps. 1793
wurde deren Bagage eine Zeitlang in die Hornberger Kaserne
verlegt. Dann wohnten schwäbische und Reichstruppen
darin, endlich kriegsgefangene Franzosen. 1796 wurden die Gebäude
Lazarett des Schwäbischen Kreises. Im Mai 1800 sind sie wieder unbewohnt.
Aber durch die genannte Benützung war die Kaserne so reparaturbedürftig geworden
, daß die Instandsetzung große Kosten verursacht hätte. Am westlichen
Ende waren die Wände zum Teil eingefallen. Da zudem dort ein Felsen herabzustürzen
drohte, brach man diesen Flügel der Kaserne in einer Länge
von etwa 8 m ab, zog eine Riegelwand ein in der Hoffnung, den Bau so noch
glücklich verwerten zu können. Er wurde zunächst Försterwohnung.

In der Zeit äußerster Armut der Hornberger Bevölkerung schien 1802 eine
günstige Verwendung zu winken. Um den Bewohnern aufzuhelfen, sollte Industrie
angesiedelt werden. Der Lahrer Kaufmann Georg Kreidel
verlegte seine Rauch- und Schnupftabakfabrik von Ettenheim
hierher ins Schloß. Aber trotz aller nur erdenkbaren finanziellen Vergünstigungen
hörte der Fabrikbetrieb wegen Zahlungsunfähigkeit schon nach einem Jahre auf.

1810 ging das Amt Hornberg sowie das Schloß als Krongut durch den Pariser
Vertrag an den badischen Staat über.

Die Beamten der Domänenverwaltung in St. Georgen waren lange unschlüssig,
was mit den Gebäuden auf dem Schloßberg geschehen sollte. Nach langen Überlegungen
entschloß man sich, den Schloßberg mit allem Zubehör zu versteigern
. Nach verschiedenen ergebnislosen Terminen wurden die aus Schönwald
stammenden, jetzt in Luxemburg wohnenden Brüder Salomon und Anton
Dold am 16. Februar 1822 für 1500 Gulden die neuen Besitzer mit dem Vorgeben
, dort eine Uhrenfabrik einrichten zu wollen. Dabei erhielten sie erstmals
eine denkmalspflegerische Auflage.

Kaum Eigentümer geworden, dachten sie nicht mehr daran, eine Uhrenfabrik
zu eröffnen, sondern wollten für die vielen Besucher des Schloßbergs einen Wirtschaftsbetrieb
aufmachen, wozu sie jedoch keine Genehmigung erhalten konnten.
Daraufhin veräußerten sie alles, was nicht niet- und nagelfest war. Schließlich
gelang es ihnen, den ganzen Besitz 1823 zu verkaufen. Der Kasernenbau

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