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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 229
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Muskelkraft in einer Entfernung von 600 m bis 800 m an das andere Ufer. Hier
begann bereits der ehemalige Kleine Rhein*), und die Fähre konnte,
weiterhin nur die Strömung ausnutzend, bis in die Nähe von Straßburg, nämlich
zur Landestelle beim Kloster St. Johann zu Hunden (B),
gelangen. Die ehemalige Lage von St. Johann war um den heutigen Platz
St. Nicolas nördlich des St.-Johannes-Gießen. St. Johann wurde allerdings erst
1252 erbaut. Wir müssen aber diese Gegend schon in vorhergehender Zeit als
Landestelle annehmen.

Die Fähre konnte aber auch schon beimBeginndesKleinenRheines
(b) anlegen, und der Reisende konnte zu Fuß über den bereits erwähnten „Vesten-
feldweg", am heutigen Gewann Linsenkopf beginnend, über die Meinau nach
Straßburg gelangen. Diese Möglichkeit war billiger und deshalb für das Fußvolk
auch beliebter.

Neue Reisende von Straßburg konnten sich von hier aus (b) in die leere Fähre
einschiffen und, wieder nur durch geschicktes Manövrieren des Fährmanns
(Baumert?), das östliche Rheinufer bei Kehl am Fahr zu den Hunden
gewinnen (c). Auch hier muß nun wieder eine Bucht, eine Kehle, vielleicht eine
Hundekehle, gewesen sein (am Jeringheimer Bronnen als erstem Mündungsarm
der Kinzig, bei heutiger Falkenhausenschule). Denn die Fähren sammelten sich
hier, um wieder zu Berg nach Hundsfeld, vorbei am Dorf Jeringheim, getreidelt
(d. h. mit einem Seil gezogen) zu werden. Ob man dazu schon oder immer Pferde
in ausreichender Zahl zur Verfügung hatte, muß bezweifelt werden. Sicher ist,
daß hauptsächlich Menschenkraft dazu verwendet wurde. Die noch heute
gebräuchliche Redensart „Vor die Hunde kommen" wird wohl aus dieser Zeit
und von dieser Tätigkeit stammen.

Silbermann, der die Hundsfelder Fahr und die Fahr zu den Hunden bei Kehl
für identisch hielt, nahm an, daß Hundsfeld an der Stelle des heutigen Kehl lag.
Dies ist natürlich vollkommen ausgeschlossen.

Als besten historischen Beweis für das obere Fährsystem (a-b-c)
auf dem unkorrigierten Rhein dient der bekannte Übergang General Moreaus am
24. Juni 1796. Er hat bis zur Einschiffung seiner Truppen, die in Stärke von
16 000 Mann auf dem Polygon südlich Straßburg lagerten, den Vestenfeldweg
benutzt. Am Beginn des alten Kleinen Rheins waren unzählige Schiffe und Boote
zusammengezogen worden. (Heutige Lage: ungefähr 300 m oberhalb der Straßburger
Südschleuse.) Moreau landete 800 m nordöstlich am ehemaligen Erlenwört,
also südlich von Kehl, mit einer ersten Welle von 2500 Mann. Die leeren Schiffe
mußten dann bis zur Gemarkung Hundsfeld rheinaufwärts gezogen werden,
um von dort für die weiteren Transporte den Beginn des Kleinen Rheins erreichen
zu können.

Nun ist uns aber noch eine weitere Fahr bekannt, und zwar jene
von Rupprechtsau. Das Dorf Rupprechtsau ist aber erst eine Gründung

*) ehemalig zum Unterschied für den 2. Kleinen Rhein seit Tulla, der aber seit einigen Jahren auch
nicht mehr existiert.

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