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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 257
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Pfingstdreck im öberland, Ungerland (Unterland),

Gi(b) mer e' Stückle Speck in d' Hand,

Net so groß, net so klei(n),

Daß es geht in de(n) Sack hinei(n)!

Die Neusatzecker Kinder verspotteten ihn noch mit einem Vers:

Der Pfingschtdreck
Isch 's ganz Johr keck,
Der Frühspitz
Ißt 's ganz Johr nix!

Im Zinken „Kirchbühl" zu Neusatz war das ursprüngliche Wettrennen
der Herden gänzlich ausgeartet: Gegenüber dem Gasthaus „Zur Laube"
war ein laufender Brunnen für die Viehtränke. Am Trog hatte sich ein „Pfingstdreck
" postiert mit einem Birkenmaien. Wer zum morgendlichen oder nachmittägigen
Gottesdienst an diesem Brunnen vorbeigehen mußte, für den tauchte
der Pfingstdreck den Wedel seines Maiens in den Brunnentrog und gab ihm den
„Pfingstsegen". Weil der Pfingstdreck vermummt war, wußten die also Bespritzten
nicht, welcher Unhold unter den Fetzen steckte, deshalb nahm er sich
manche Unart heraus. Wer vor ihm auswich auf den ins Mätti führenden Fußpfad,
den verfolgte er unter Umständen bis an den über den Bach führenden Steg und
tunkte den Maien nochmals ausgiebig, so daß er gründlich durchnäßt wurde. Einer
der also Bedrohten drehte den Stiel um und „tunkte" den Pfingstdreck ins eiskalte
Wasser des Baches. Das bedeutete das Ende dieses „Brauches" in Neusatz.

Die Geh-Ordnung beim Austreiben der Herden

In Seebach gingen die Jungtiere an der Spitze des Zugs. Fragte man den
Hüterbuben, ob ihm denn seine Tiere auch schön folgten, so wies er auf die
Herde: „Die Güsten (Kälber) sind immer unschierig, sie können noch nicht eingespannt
und noch nicht gemolken werden, da sind sie übermütig, gar die Stierlein;
zwischen den g'rüehwig (geruhig) laufenden Kühen parieren sie schon, gar wenn
ich mit der Geißel knalle. Aber in der Nacht kommen sie in einen besonderen
Stall."

Johannistag

Die Bewohner des zur Gemeinde Neusatz gehörenden Zinkens Schönbrunnen
, eines abgelegenen Hochtals, wahren noch heute in merkbarem walchischem
Trotz ein Wissen um das Sonnwendfeuer am Immenstein. Ihre Toten
wurden noch um 800 n. Chr. im Schelmenloch in ungeweihter Erde verlocht, weil
sie ihren Göttern die Treue hielten, und ihre Nachfahren bewahrten weiter, was
sie wußten. Nach den Aufzeichnungen des bischöflichen Archivs in Straßburg
wurde um die genannte Zeit der Götterkult von den Schönbrunnern noch geübt,
war aber in offenbarem Rückgang. Einen Bericht der militärischen Besatzung des

17 Die Ortcnau

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