Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 262
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0265
hörende Söller fehlt. Die Plattform wäre somit leicht zu ersteigen, das untere
Tor wertlos gewesen. Ein schmaler Burggraben umzog den Unterbau, daran
schlössen sich an den beiden Seiten und an der Nordfront drei Reihen Obstbäume
an. Ein tiefräumiger Lustgarten lehnte sich an der Nordseite an das Gebirge an.
An der Westseite des Gartens führte eine Pforte zu der weiter oben, schon am
Talrand stehenden Kapelle mit Unterkunftshütte (für den Frühmesser). Ein vom
Gebirge kommendes, die nordöstliche Ecke des Gartens streifendes Bächlein speiste
den Burggraben. Seitlich hinter der Kapelle standen die Gebäulichkeiten des zum
Schloß gehörenden Wirtschaftshofes, östlich und westlich sind mehrere Rebgelände
eingezeichnet, dazwischen Häusergruppen.

Das Bild weist jedoch gegenüber dem wirklichen Bau wesentliche Unterschiede
auf, und in schroffstem Gegensatz zu der Zeichnung steht der Katasterplan der
Gemeinde Neusatz:

1. Das Schloß steht inmitten einer ebenen Fläche, mehrere hundert Meter vom
Dorfbach entfernt. Die Fahrstraße war nach den Akten des Gemeindearchivs von
vornherein an der Nordseite des Schlosses, also an der Angriffsfront, angelegt.

2. Die Kapelle wurde erst 1719 gebaut, ohne Unterkunft für den Frühmesser.

3. Einen Unterbau kann das Schloß nicht gehabt haben, denn 1902 stellte das
erzbischöfliche Bauamt Karlsruhe fest: „Das Schlößchen bestand ursprünglich aus
einem großen, weitangelegten, zu Verteidigungszwecken bestimmten Turm mit
stark ummauertem Burghof." Der in die „Karte" eingezeichnete Unterbau ist nicht
erwähnt. Der Bau wächst ohne Sockel aus dem Boden. Die „Karte" von 1580
hat also, da nicht einmal die Standorte der Grenzbäume („Lochbäume") gekennzeichnet
sind, weder vermessungstechnischen noch geschichtlichen
Wert.

I

Mitten im Dorf, auf ausnehmend großem Wiesengrund, steht seit dem Beginn
des 13. Jahrhunderts eine wahrscheinlich von den Grafen von Eberstein
erbaute Trutzburg. Sie ist ein turmartiger, rechteckiger Bau. Ein kreisförmig
umwallter, mit Wasser aus dem Dorfbach gefüllter Burggraben sicherte den Bau
gegen überraschenden Angriff. Ein enger, hoch ummauerter, mit innerem Wehrgang
versehener Hof (Zwinger) war an die Nordseite angebaut. Die Fallbrücke
schlug mit der Oberkante beim Herunterlassen auf eine steinerne Brücke, die von
dem an der Burg vorbeiführenden Weg in den Burggraben hineingebaut war.
Die Seilrollen waren noch in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
in den Gewänden des Tores zu sehen. Die Südfront ermöglichte durch die Wehrschlitze
(Schießscharten für die Armbrustschützen) den Ausblick nach dem Dorfbach
und dem Dorf. Uber dem zweiten Stockwerk war der mit Brüstung versehene
Söller angebracht, anderthalb Meter über der Brüstung lag die Dachtraufe.
Den Wasserbedarf deckte ein am nördlichen Rand des Weges stehender, laufender
Brunnen mit unterirdisch abgezweigter Leitung in die Küche der Burg. Aus dem
Brunnentrog wurden die Kühe des in einigem Abstand von der Burg eingerich-

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