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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 268
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Von 1631—1633, also nur ganz kurz, war der Badische Rat Springauf als
28. „Herr" auf dem Schloß.

Die Besitzverhältnisse im Zeitraum zwischen 1633 und 1655 sind ungeklärt,
für 1650 wird der Badische Kanzler Dr. Adolf Krebs von Bach als
Lehensinhaber des Schloßgutes genannt. Er entstammte dem in Kappelwindeck
ansässigen Geschlecht gleichen Namens. Der Genannte war baden-badischer Gesandter
beim westfälischen Friedensschluß 1648. Er hatte sich in der letzten Periode
des Dreißigjährigen Krieges als Diplomat von bedeutenden Fähigkeiten erwiesen
und wurde für seine Verdienste mit Ehrungen, Würden und Schenkungen bedacht;
so ist es wahrscheinlich, daß er außer mit dem Schloßgut auch mit dem Schlosse
selbst belehnt wurde als der 29. in der Reihe. Er nannte sich jedoch nach seinem
Stammsitz „Krebs, Freiherr von Bach".

1655—1681 waren die Herren von Merlau die 30. „Herren des Hauses".

Dann belehnte der Markgraf seinen Geheimen Rat und Hofratspräsidenten
Karl Ferdinand von Plittersdorf mit der Herrschaft über das
Neusatzer Tal einschließlich des Schlosses, des Schloßgutes, des Dorfes Waldsteg
und des Zinkens Gebersberg — dieser war inzwischen aus der Oberherrlichkeit
des Bischofs von Straßburg in die des Markgrafen von Baden übergegangen —
„für sich und seine Nachkommen nebst allen Gerechtigkeiten und Einkünften, die
das Haus Baden seither dort besessen". Plittersdorf nannte sich von da ab „Herr
(Freiherr) zu Neusatz und Waldsteg" und glaubte, sich damit eine eigene
Standesherrschaft erworben zu haben. (Waldsteg war die älteste, unterste
Siedlungsstufe, Neusatz der Sammelbegriff für das ganze Dorf.) Durch diese Belehnung
war Plittersdorf auch Gerichtsherr des Hubgerichts auf
dem Gebersberg geworden. Auch hieraus erklärt sich in der Folge seine
zugreifende Hand in der Mehrung seines Besitzes. Doch wirkte sie zunächst wohltätig
: in der Unsicherheit der Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg und erst
recht während des Spanischen Erbfolgekrieges 1701—1714 waren die Patres der
Jesuitenresidenz zu Ottersweier gezwungen, viele Monate für sich und die gottesdienstlichen
Gefäße und Paramente den Aufenthalt auf dem Schloß wiederholt
in Anspruch zu nehmen. Den von der Feste Philippsburg ausgehenden Bedrohungen
machte Markgraf Hermann von Baden durch die Eroberung dieses Platzes
ein Ende. Aber auch im Jahr 1677 mußten die Gottesmänner von der Güte des
Herrn auf dem Schlosse Gebrauch machen, um den Bedrückungen der hin und
her ziehenden kaiserlichen Truppen auszuweichen.

1689 hatten die Ottersweierer Patres auch einen Teil ihres Hausrats und ihre
Vorräte im Schloß unterbringen dürfen. Außerdem hatten die Pfarreien Ottersweier
, Lindenkirche und Bühl ihre wertvolleren Inventarstücke dem Schutz des
Freiherrn anvertraut. Eine auch militärisch hervorragende Tat des Freiherrn war
die Zurückschlagung eines Raubzuges 1689 auf das Tal und
das Schloß. Im Schelmenloch, dem engen Taleingang, hatte Plittersdorf Schanzen
aufwerfen lassen durch die Neusatzer und die Männer, die mit ihren Angehörigen
in das Tal geflüchtet waren. Mit geradgeschmiedeten Sensen, Mistgabeln, Äxten
und in die Angreifer geschleuderten großen Wackensteinen aus dem Bach wehrten

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