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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
45. Jahresband.1965
Seite: 284
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1965/0287
Durch General von Schäffer, dessen Adjutant Pfnor in Spanien war, lernte er
Erbgroßherzog Karl von Baden kennen und trat dann in dessen Dienste. In den
„Denkwürdigkeiten" des Grafen Wilhelm von Hochberg, Sohn Karl Friedrichs
aus dessen morganatischer Ehe, ist nachzulesen, wie Pfnor im russischen Feldzug
zu seinem Ubernamen „Der Eiserne" kam: Er leitete den Übergang der badischen
Truppen über die Beresina und erreichte als einziger wehrfähiger Offizier des
badischen Regiments, an Gesicht und Händen erfroren, den Sammelpunkt Marienwerder
.

Auch die Völkerschlacht von Leipzig machte Pfnor mit, kämpfte dann bei
Straßburg und Pfalzburg und wurde von Wilhelm von Hochberg als dessen
Adjutant mit wichtigen diplomatischen Missionen in Paris betraut. Er überstand
alle Kriege und wurde mit vielen Orden ausgezeichnet. Daß er im Jahre seiner
späten Eheschließung mit Jeanette de Lom in Pension ging, hörten wir bereits.

In seinen Mußestunden schrieb Pfnor mehrere philosophische und militärgeschichtliche
Bücher, auch erschien 1864 sein großes Memoirenwerk „Der Krieg,
seine Mittel und Wege".

Zu dieser Zeit wohnte er schon längst in Baden-Baden. Hier hatte er nach der
Trennung von seiner Frau auf dem Hofgut Hahnhof ein neues Domizil gefunden.
Dieser alte Herrschaftsbesitz gehörte zu jener Zeit Dr. Lacheze, einem bekannten
Seuchen-Arzt aus Frankreich, Schwiegersohn des Chemikers Schützenbach und
Schwiegervater Victor Puhonnys, der sich später als Landschaftsmaler einen
Namen machte.

Im dreiundachtzigsten Lebensjahr starb Karl Friedrich Pfnor auf dem Hahnhof,
am 21. Dezember 1867. Er hatte Jeanette um nahezu drei Jahre überlebt. Seine
Leiche wurde nach Büdingen überführt. Sein Vermögen in Höhe von 21 000 Gulden
vermachte er seiner Heimatstadt zu einer „Pfnorstiftung". In Büdingen existiert
noch heute sein Grabmal und eine Pfnorstraße. Er galt bis vor kurzem dort als
unverehelicht. Den Roman seiner Ehe und die phantastische Vorgeschichte haben
erst die Tagebücher des Rastatter Bankiers Meyer und die daran sich anschließenden
Forschungen nach Jeanette de Lom ans Licht gebracht.

Und heute?

Sind die Spuren dieser nicht alltäglichen Frau heute ganz verwischt? Die Tagebücher
existieren. Das Gut Amalienberg existiert. Jeanettens Schlößchen dort
wurde im Krieg zerstört. Die Ruinen wurden vor kurzem entfernt, als man um
den Felsen, der Amalienberg trägt, die neue, große Murgtalstraße baute und
einen Teil des Berges abnehmen mußte.

Das daneben liegende Kavaliershaus, erbaut von Baumeister Heinrich Hübsch,
wird von der heutigen Besitzerfamilie bewohnt, die seit 1887 auf dem Amalien-
So sah der Herrensitz Hahnhof in Baden-Baden aus, als er vom Oberst Karl Friedrich Pfnor als Alterssitz
bewohnt wurde. Erbaut von dem englischen Oberst Syng im anglo-indischen Bungalow-Stil, eine einmalige
Sehenswürdigkeit im damaligen Baden-Baden. Später umgebaut zu dem heutigen Hotel. Nach einem
Steindruck von P. Wagner.

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