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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0023
ähnlichen Erfolgen zu kommen. Einer von diesen war der Handelsmann Karl
Ludwig Wunderlich, und eben dieser hatte den Plan, die Klostergebäude in Etten-
heimmünster für industrielle Zwecke zu benutzen, wobei er neben anderen Erzeugnissen
vor allem Zichorienkaffee herzustellen gedachte. Aufschlußreich ist sein
Gesuch vom 10. September 1803, mit dem er um Überlassung von Räumlichkeiten
aus dem Gebäudekomplex des Klosters bat. Dieses Gesuch beginnt wie folgt:

„Als ein Mann in den besten Jahren brachte ich es in Spedition und Waaren-
Handlung zu einem Etablissement, wobei ich mit Gottes fernerem Segen mein und
der Meinigen Wohlstand auch für die Zukunft zwar gesichert glaube, allein bey
dem Heranwachsen meiner Familie, bey der großen Anzahl des hiesigen Handelspersonals
und bey der seltenen Gelegenheit zur Etablierung eines weiteren Hauses
die erforderlichen schicklichen Räume zu finden, . . . bitte ich Euer Durchlaucht,
mir die im Kloster Ettenheimmünster angefallenen Nebengebäude, worin zugleich
eine Mahlmühle angebracht ist, . .. auf gewisse Jahre gnädigst in Pacht zu überlassen
.

Neben meiner hiesigen Handlung machte ich seit ohngefähr zwei Jahren den
Versuch mit Fabrizierung aller Gattungen von Schrote und Amlung. Einige eigens
deshalb unternommene Reisen verschafften mir die hierzu nötigen Kenntnisse und
vielfach Gelegenheit zu vorteilhaftem Absatz dieser Waaren im Ausland, und ich
bin nun so glücklich, ungleich mehr Bestellungen vor mir zu haben als ich in dem
durch meine übrige Handlung zu sehr eingeschränkten Plaze zu fördern im
Stande bin."

Wunderlich war also das, was man in der Sprache seiner Zeit einen „Entre-
prenneur", einen Unternehmer, nannte. Wie man sieht, hatte er für seine Zwecke
vor allem die Nebengebäude ins Auge gefaßt. Diese schienen ihm am besten als
Fabrikationsräume geeignet zu sein und daneben auch Wohnungen für die Arbeiter
abzugeben. Dazu regte er noch die Überlassung einiger Äcker und Matten an,
damit die Arbeiter die nötigen Küchengewächse selber pflanzen und die Unternehmer
ihr Melk- und Jungvieh halten könnten. Das Ganze war also auf eine
Verbindung von Landwirtschaft und Fabrikbetrieb hin angelegt, wie sie für die
Frühzeit der Industrialisierung bezeichnend ist.

Die erwähnten Nebengebäude wurden folgendermaßen angegeben:

1. Wohnung des Oberamtmanns Reich

2. Apotheke

3. Schreinerei, Schlosserei, Schmiede, Bäckerei

4. Mahlmühle

5. Waschhaus

6. Gefängnis

7. Metzig mit Gaststätte und Wohnung

8. Chaisenremise

9. Speicher unter dem Dach des ganzen Gebäudes

10. Meierhof mit Gesindewohnungen, Scheuer und Stallungen aller Art.

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