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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 56
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richtetem Flurschaden vorsah. Seitdem sind keine weiteren Streitfälle bekanntgeworden
, und Friesenheim kann sich ungestört der Nutzung seines Waldes erfreuen
.

34. Hungerjahr 1817

In einem der Kirchenbücher der katholischen Kirchengemeinde Friesenheim findet sich
für die Jahre 1817/18 folgender Eintrag, der für sich selber spricht und einer Erklärung
nicht bedarf:

„Im Jahre 1817 fiel in unsere Gegend und weit und breit eine solche Theuerung und
Noth ein, daß viele Leute sich kaum des Hungertodes erwehren konnten. Denn der Werth
der Früchte und aller Eßwaren stieg von Monat zu Monat so ungeheuer an, daß im
Monat Juli hier in dem reichsten Fruchtlande das Viertel Weizen 50 fl., sage fünfzig
Gulden, den Gulden zu sechzig Kreuzer, das Viertel halb Korn halb Weizen 42 fl., lautere
Gerste 32 fl., Wickgerste, das ist Gerste mit Wicken und Hafer, 21 fl., der Leib Brod,
schwarz und halbweiß, 1 fl. 30 Kreuzer der Laib zu vier Pfund, Weißbrod das Loth
4 Kreuzer, der Sester Erdäpfel 2 fl., das Mäßle Bohnen 36 Kreuzer, das Mäßle Schnitz
16 Kreuzer, das Pfund Ochsenfleisch 13 Schilling, Kalbfleisch 9 Schilling, der Ohmen Wein
vom Jahre 1815 — denn im Jahre 1816 gab es äußerst wenig, und der war kaum zu
genießen — 24 bis 26 fl. gekostet hat.

Aber der liebe Gott, der, wenn er, wie der Psalmist sagt, sich zwar erzürnt, doch seiner
Barmherzigkeit eingedenk ist, segnete das Jahr 1818 so reichlich an Früchten und Wein,
daß alles ungemein wohlfeil im Jahre 1819 geworden ist, so daß das Viertel Weizen um
9 Gulden verkauft worden ist."

35. Revolutionsjahre 1848/49

Der revolutionäre Funke sprang von Frankreich herüber. Dort war nach mannigfachen
politischen Erschütterungen die II. Republik ausgerufen worden, wodurch
die revolutionären Ideen neuen Auftrieb bekamen. In Baden als Grenzland
wirkte sich dies besonders stark aus. Die allgemeinen Zustände im staatlichen
Leben waren hier wie auch sonst Gegenstand heftiger Kritik. Man rief nach
Reformen, verlangte nach Mitwirkung des Volkes an der Regierung, forderte die
Abschaffung der Adelsprivilegien, wünschte für den einzelnen ungehinderte Tätigkeit
im öffentlichen Leben und letzten Endes Freiheit in einem großen einigen
deutschen Vaterland. Ob als Republik oder Monarchie blieb dahingestellt. Den
Radikalen schwebte eine Republik vor, die Gemäßigten wollten die Monarchie
beibehalten wissen und sie durch Mitwirkung des Volkes an der Regierung und
den öffentlichen Angelegenheiten mit neuem Leben erfüllen.

Die Bewegung wurde in der Hauptsache vom Bürgertum getragen. In unserem
Raum waren die Städte Offenburg und Lahr Brennpunkte der erregenden politischen
Ideen. Auf die Landorte wirkte sich vor allem die Schaffung von Volksoder
Bürgerwehren aus. Sie standen unter Leitung ausgedienter Unteroffiziere und
Feldwebel. Die Begeisterung für diese Einrichtung war freilich nicht gerade groß.
Es fanden sich aber überall Männer, die mittaten. Offenbar mischten sich dabei die
verschiedensten Beweggründe wie Abenteuerlust, Freude am Soldatenspiel und auf
dem Lande wohl auch etwas von dem alten Bauernkriegsgeist. Darüber hinaus
waren die Vorstellungen von dem Sinn und Zweck des Ganzen ziemlich verwor-

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