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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 70
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Offenburg ergeben hatte, konnte es nur noch kurze Zeit dauern, bis die Gegend
hier und unser Ort in die Kampfhandlungen hineingezogen wurden. Voll Sorge
bemerkte man, wie die Männer einer bisher im Dorf liegenden Nachschubabteilun^
zum Aufbruch richteten und ihre Sachen auf Pferdefuhrwerken und Lastwagen
verluden. Es kamen auch Einwohner aus den Riedorten vorbei, mit Sack und Pack,
die in den rückwärts liegenden Ortschaften Schutz suchten. Man bereitete sich also
auf das Schlimmste vor. Die Leute richteten ihre Sachen für eine etwaige Flucht,
andere vergruben ihre Wertsachen in rasch aufgeworfenen Erdgruben in Hausnähe
. Unlustig machten einige Männer an den Panzersperren ihren Wachdienst.
Die Panzersperren waren überhaupt der Anlaß zu gesteigerter Erregung im Ort.
Gab es dort, wenn sie geschlossen waren, eine Stockung, so war der ganze Ort
bedroht. In der Nacht vom Sonntag auf Montag wurde die Schließung der
Sperren amtlich angeordnet. Wenig später wurden die Sperrbalken in der Dämmerung
durch die Bevölkerung wieder entfernt.

Es war Montag, der 16. April. Deutsche Truppen befanden sich auf dem Rückzug
. Mit dem Anrücken der Gegner war stündlich zu rechnen. Was sollte man tun?
In die Bunker gehen? Es blieb keine Zeit mehr dazu. In den Häusern, hinter verschlossenen
Türen, erwarteten die Leute das Kommende. Und schon drang das
bösartige Kettengerassel fahrender Panzer ans Ohr. Sie waren da, die anderen.
Sonst war es unheimlich still. Einige Neugierige wagten sich vor die Häuser. Sie
sahen fremdartige Soldaten, die Gewehre gesenkt, welche die Dorfstraßen absuchten
, offenbar um den Ort zu sichern. Oben vor dem Rathaus stand ein
schwerer Panzer. Einige Offiziere machten sich auf dem Rathaus zu schaffen. Die
Übergabe war offenbar schon vollzogen. Es war ohne Kampfhandlungen und
Zerstörungen abgegangen.

Andern Tags, am 17. April, fuhr eine größere Anzahl Panzer an das Dorf
heran. Sie kamen aus allen Richtungen. Die Straßen füllten sich jetzt mit fremden
Soldaten, deren ungewohnte Uniformen manches Aufsehen erregten. Bald gingen
die Quartiermacher herum und bestimmten die Unterkünfte für ihre Leute. In
der Nacht vom 17. auf den 18. April waren die meisten Häuser mit französischem
Militär belegt.

Der deutsche Widerstand hatte sich bei Lahr festgesetzt, so daß dort mit Kampfhandlungen
zu rechnen war. Die Franzosen trafen ihre Vorbereitungen zum
Angriff. In den Häusern der Familien Lögler und Dr. Neff lagen die Stäbe. Zum
Verbandsplatz wurde das Haus der Familie Erb, das letzte Haus an der Lahrgasse
, bestimmt.

Am Dienstag abend und am Mittwoch morgen richteten sich die hier liegenden
Truppenteile zum Angriff auf Lahr. Die Panzer rollten auf allen möglichen
Wegen der Stadt zu. Gegen 12 Uhr mittags verriet die verstärkte Fliegertätigkeit,
das Krachen der Einschläge, das Knattern der Schüsse, daß der Kampf im Gang
war. Laut Befehl hatten sich die Einwohner Friesenheims an diesem Tag im Keller
aufzuhalten. Am Verbandsplatz an der Lahrgasse stellten sich die ersten Verwundeten
ein. Eigene Landsleute als Gefangene wurden zunächst in der evan-

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