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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 183
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0185
Die Auswanderung aus Nordrach-Kolonie
im 18. bis 20. Jahrhundert

von Wilhelm B a u m a n n

Bevor die Auswanderer von Nordrach-Kolonie nachstehend aufgeführt werden,
wird in kurzen Umrissen die Entstehung von Nordrach-Kolonie, später auch
Nordrach-Fabrik genannt, aufgezeigt:

Bis zur Aufhebung des Klosters Gengenbach im Jahre 1803 gehörte Nordrach-
Kolonie mit dem gesamten Mooswaldgebiet zu diesem Kloster. Um die großen
Holzbestände in diesem großen Waldgebiet nutzbringender zu verwerten, wurde
im Jahre 1695 von der Abtei Gengenbach zuerst in Altglashütten eine Glashütte
errichtet, die im Jahre 1705 auf die Mitteleck verlegt wurde. Diese Glashüttenbetriebe
benötigten jährlich etwa 4000 Klafter Brennholz. Durch Abholzen des
Waldes wurde zugleich Acker- und Weideland gewonnen. Es entstanden damals die
sogenannten „Höhenhöfe", wie die Höflematt, der Hansenburenhof, der Börschig-
hof, der Hans Christenhof, der Hof Lang und andere mehr.

Im Jahre 1750 wurde dann von Abt Benedikt Rischer auf der Mitteleck noch
eine Kobaltfabrik errichtet. Im Jahre 1776 wurde der Glashüttenbetrieb und die
Kobaltfabrik von der Mitteleck hinunter ins Tal verlegt, auf das Gelände, auf der
die heutige Lungenheilstätte Nordrach-Kolonie steht; ebenso das sogenannte
„Glaserkirchlein", das sich ebenfalls auf der Mitteleck befand und heute unmittelbar
nördlich der Lungenheilstätte sich befindet.

Durch die Glashütte und Kobaltfabrik hatten über 100 Angestellte Verdienstmöglichkeiten
. Die Besitzer der Höhenhöfe hatten für ihre Bodenerzeugnisse guten
Absatz. In der „Klusenmühle" wurde ihr Getreide zu Mehl gemahlen, das vom
„Klusenbeck" zum Brotbacken verwendet wurde. Dieser „Klusenbeck" war der erste
Bäcker im Nordrachtale. Weil die Hütten- und Kobaltarbeiter kein Eigentum
hatten, kauften sie ihr Brot beim „Klusenbeck". Alle Bewohner der Kolonie waren
Leibeigene. Die Abtei war ihre Leibesherrschaft.

Die wirtschaftliche Lage der Hütte war je nach den Zeiten verschieden, ja zum Teil
sogar sehr schlecht, häufig stockte der Absatz. Im Jahre 1777 übernahm der Glasermeister
Balthasar Schneider die Hütte. Im Jahre 1802 starb dieser. Die beiden Söhne schlössen
einen neuen Vertrag ab. Wegen der Napoleonischen Kriege konnte der Handel mit dem
Ausland nicht mehr aufrechterhalten werden. Auch der Inlandshandel stockte. Von 1803
bis 1807 wurde der Betrieb ganz stillgelegt. Im Jahre 1807 wurde wieder mit der
Fabrikation begonnen. Ein Großbrand im Jahre 1808, dem der größte Teil der Fabrikanlagen
zum Opfer fiel, brachte den Betrieb zum völligen Erliegen. Trotzdem fanden sich
im Jahre 1814 wieder Pächter. Diese interessierten sich aber nicht für die Glasfabrikation,

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