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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 221
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zurichten, und zwar „für Kinder der hart schaffenden Untertanen, deren Eltern
nicht die Zeit haben, sie zu unterrichten", also für das „gemeine Volk". Teutsche
Schulen hießen sie im Gegensatz zu den Klosterschulen und Lateinschulen, wie eine
solche zu Hornberg bestand. Im Jahr 1600 gab es im damaligen Württemberg
schon 400 solcher „Teutschen Schulen". Wenn man bedenkt, daß Württemberg
damals wesentlich kleiner war als heute, so bedeutete diese Zahl einen großen
Erfolg und bewies die Notwendigkeit solcher Schulen für das Volk. Im Vordergrund
des Unterrichts standen Gebet, Psalmensingen, Katechismus, biblische Geschichte
. Dazu kamen noch Schreiben, Lesen und Rechnen. Wann in Schiltach eine
„Teutsche Schule" errichtet wurde, ist nicht bekannt. Den ersten Hinweis auf das
Bestehen einer solchen Schule finden wir 1571 in einem Taufeintrag, nach dem der
Schulmeister Johannes Thumler1) eine Tochter taufen ließ. Nach einem andern
Bericht von 1559 hat vorher schon der Pfarrer selbst Schule gehalten.

Über die Schule und die Lehrer in Schiltach sind uns für die Zeit des Dreißigjährigen
Krieges nicht viel Nachrichten erhalten geblieben. Lehrer war seit
mindestens 1610 der Bäcker Jakob Engelmann von Schiltach. 1621 warf man
ihm vor, er würde zu viel seinem Handwerk nachgehen und dabei die Schule
vernachlässigen. Er konnte sich jedoch rechtfertigen, und man war mit ihm
zufrieden. Im September 1633 starb er im Alter von 63 Jahren. Sein Tod löste
eine Aktion der Gemeinde aus, über die hier ausführlicher berichtet werden soll.

Mitten im Dreißigjährigen Krieg wollten Pfarrer, Schultheiß und Gericht durch
Anstellung eines entsprechend vorgebildeten Lehrers den hiesigen Kindern eine
bessere Ausbildung verschaffen. Obwohl Schiltach bisher vom eigentlichen Krieg
noch verschont wurde, hatte es doch auch unter der allgemeinen Teuerung, unter
der Geldverschlechterung, der allgemeinen Unsicherheit und den „unleydenlichen
Durchzügen" von Truppen zu leiden. Dennoch glaubten Pfarrer Georg Ludwig
Kaiser und die Gemeindeverwaltung2), es den Kindern schuldig zu sein, ihnen eine
bessere Ausbildung zu ermöglichen. Schon öfters hatten sie miteinander beraten
und dann auch beschlossen, den Herzog um einen besser vorgebildeten Lehrer zu
bitten, sobald die Schulstelle einmal frei würde.

So begab sich nach dem Tode Jakob Engelmanns der Pfarrer zum damaligen
Untervogt Johann Peter Mayer vom Amt Hornberg, zu dem Schiltach zählte.
Miteinander richteten sie am 8. November 1633 ein Gesuch an den Herzog Eberhard
bzw. an das fürstliche Consistorium und baten darin, um der lieben Jugend
willen einen Lehrer zu schicken, der auch in Latein „dienstlich sein möchte".

Bis Anfang Dezember 1633 war von Stuttgart noch keine Antwort eingegangen.
Der Pfarrer sandte nun am 7. Dezember 1633 ein weiteres Schreiben an den
Herzog. In diesem Schreiben zeigte der Pfarrer wohl Verständnis dafür, daß
wegen der schlechten Zeit noch keine Antwort erteilt werden konnte. Aber um der
„lieben noch blüenden Jugent" willen, die schon einige Zeit ohne Lehrer sei und
deshalb Schaden erleide, bat er flehentlich um Zuweisung eines geeigneten Lehrers,

1) Johannes Thumler war auch Vikar.

2) Schultheiß war 1633 Johann Jakob Wolfsfurtner, Bürgermeister Jakob Wollenber (= Wolber), zweiter
Bürgermeister wohl Johann Arnoldt, der am 19. 9. 1634 erschossen wurde. Siehe Die Ortcnau 1968, S. 218.

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