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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0061
Hotel Stephanie residierte der Gouverneur der französischen Zone, im Kurhof,
später im Bahnhof, amtierte General König. Eine Fülle französischer Verwaltungen
kam an, Militär und Zivil, die Familien folgten. Baden-Baden war eine
französische Militär- und Beamtenstadt geworden. Man sprach von 30-50000
Franzosen. Dazu kamen wohl noch 40000 deutsche Einwohner.

Dieser Beanspruchung waren die Versorgungsbetriebe für Gas, Wasser, Strom,
Verkehr nicht gewachsen.

Die Stadt verwahrloste. Die Wohnungsnot war unerhört. Der von der Besatzungsmacht
beauftragte geschäftsführende Oberbürgermeister sah sich einem
Berge von nicht zu lösenden Aufgaben gegenüber. Endlich gab es im Jahre 1948
45 neue Wohnungen, ein Tropfen auf einen heißen Stein. Nach der Währungsreform
konnte man an die Beseitigung des Mülls denken und die Straßen mit
Decken versehen. An die überlastete Kläranlage ging man auch. Elektrizitäts-,
Gas- und Wasserwerk erfuhren die ersten Überholungen. Der Leisbergstollen
wurde zum größten Wasserspeicher der Stadt umgewandelt. Das Krankenhaus
wurde, soweit möglich, modernisiert, in der Villa Hohenstein ein vorläufiges
Kinderkrankenhaus eingerichtet. Man begann, die durch Reparationskahlhiebe
schwer mitgenommenen Wälder aufzuforsten.

Die Versorgungsämter, als da waren das Ernährungsamt, die Hausbrandstelle,
das Wohnungsamt, das Wohlfahrtsamt, bemühten sich um die Beseitigung der
größten Notstände.

Doch, da ja vom Aufbau gesprochen werden soll, sei eines der ersten großen
Bauvorhaben erwähnt. Es wird wohl in nächster Zeit Änderungen erfahren. Damit
es nicht vergessen werde, sei es anbei festgehalten.

Die Friesenberghöhe war zu allen Zeiten ein beliebtes Ziel für einen kleinen
Spaziergang. Die Kuppe mit ihrem alten Waldbestand und der davorliegenden
großen Wiese schenkte dem Kurgast die schönste, näher zu erreichende Aussicht
über Stadt und Oostal. Dieser Bestand unserer Kurlandschaft wurde natürlich
beschlagnahmt und für Einwohner und Fremde gesperrt.

Auf Geheiß der Besatzungsmacht mußten Badener Handwerker eine kleine
Barackenstadt dort oben errichten, nachdem der Wald schwer aufgelichtet
worden war. Man legte eine Garnison dort hinauf, vielleicht mit der Absicht,
eine militärische Radiostation daselbst einzurichten. Die Baracken wurden sorgfältig
und gediegen in bester handwerklicher Arbeit errichtet und konnten den
französischen Soldaten sehr wohl als gesunder und schöner Aufenthalt dienen.
Jetzt, im Jahre 1969, wurde die Kuppe endlich der Stadt wiedergegeben, nachdem
inzwischen an anderer Stelle ein Ersatz errichtet worden war. Hierorts stellt man
sich vor, daß die Baracken beseitigt werden könnten, um an anderem Ort verwendet
zu werden, daß der Wald wieder nachgepflanzt werden wird und die
große Reihe der Sitzbänke, den Waldsaum entlang, wiederkommen werde, eine
kleine Schutzhütte wieder erbaut wird und dieser wertvolle Teil unserer Kuranlagen
den früheren Besuch und die Bewunderung derer, die sich der geringen
Mühe des Besteigens unterzogen haben, aufweisen wird. Die kleine Barackenstadt
da oben könnte bald vergessen sein. Daß sie aber nicht vergessen wird'

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